„Ich wusste nicht, dass Sterben so leicht sein kann“

Die Geschwister Scholl gehörten zu den wenigen im Dritten Reich, die den Mut aufbrachten, gegen eine anscheinend unangreifbare Macht den Kampf aufzunehmen: den Nationalsozialismus.1

Hans (*1918) und Sophie (*1921) Scholl kamen aus einem evangelisch-gläubigen Elternhaus. Ihr Leben wurde bestimmt durch Lesen, Musizieren, Sport und Liebe zur Natur. Sie machten, wie die meisten in ihrem Alter, zunächst begeistert bei der Hitlerjugend und dem Bund deutscher Mädchen mit. Doch nicht nur die warnenden Bemerkungen des Vaters und die immer größer werdende Bevormundung in der Organisation, sondern auch die Erfahrungen der Beschneidung der eigenen Individualität führten besonders bei Hans eine Änderung herbei. So entwickelte sich allmählich aus beginnenden Zweifeln schnell eine massive Ablehnung des NS-Regimes.

Mit Gleichgesinnten, die er während seines Medizinstudiums traf, gründete er Die „Weiße Rose“. Dazu zählten außer den Geschwistern Scholl: Christoph Probst, Alexander Schmorell, Willi Graf und Kurt Huber. Jeder Einzelne von ihnen lehnte die Unterdrückung, die Verhaftungen, die KZs und vor allem den Krieg ab. Sie wollten verteidigen, was ihnen heilig war: Freiheit, Nächstenliebe, Vernunft, Denken, Freude am Dasein und ihr Glaube an Gott. Im Frühsommer 1942 erschienen die ersten Flugblätter; sie wurden heimlich bei Nacht verteilt.

In ihnen geht es um die Lügen der Propaganda, den Massenmord an polnischen Juden, die Mitschuld jedes Einzelnen, später um die Unmöglichkeit den Krieg zu gewinnen. Sie riefen zu passivem Widerstand und Sabotage auf. Für ihre Überzeugung waren Hans und Sophie und die anderen Mitglieder der Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ sogar bereit, ihr Leben zu opfern.

„Es muss ein sichtbares Zeichen des Widerstandes von Christen gesetzt werden. Sollten wir am Ende dieses Krieges mit leeren Händen vor der Frage stehen: Was habt ihr getan?“

Hans Scholl, zitiert in Harald Steffahn, Die Weiße Rose mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Reinbek bei Hamburg 1992, S. 65.

Am 18. Februar 1943 betreten die Mitglieder der Weißen Rose den Lichthof der Münchner Universität und lassen von der oberen Brüstung Flugblätter herunterfallen. Auf ihnen wird über die Unrechtmäßigkeit des Hitler-Regimes aufgeklärt und dazu aufgefordert sich gegen dieses totalitäre Staatssystem zu wehren. Es sind 1.700 an der Zahl.

Es scheint zunächst, als ob alles unbemerkt abgelaufen sei, doch der Hausmeister entdeckt sie. Sie werden sogleich verhaftet. Am nächsten Tag fiel auch Christoph Probst in die Hände der Gestapo.

Nach einem mehrtägigen Verhör fand am 22.2.1943 in München der Prozess statt mit dem vorhersehbaren Todesurteil. Am selben Nachmittag noch wurden sie durch das Fallbeil hingerichtet.

Kurz vor ihrer Hinrichtung werden Sophie Scholl, Hans Scholl und Christian Probst durch Vermittlung der Gefängniswärter noch einmal zusammengeführt. Gemeinsam rauchen sie ihre letzte Zigarette.

„Ich wusste nicht, dass Sterben so leicht sein kann“, sagt Christoph Probst.

Und dann: „In wenigen Minuten sehen wir uns in der Ewigkeit wieder“.

Fotografiert und mit freundlicher Genehmigung von Mc Art

Dann wurden sie abgeführt, zuerst das Mädchen. Sie ging, ohne mit der Wimper zu zucken. Der Scharfrichter sagte, so habe er noch niemanden sterben sehen.

  1. Teilweise zitiert aus soulsaver.de, “Die Weiße Rose: Zivilcourage und gelebtes Christsein”, 17. Februar 2004 ↩︎