Die Kindheit Jesu im Kindheitsevangelium des Thomas

Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat. Es geschah zu Kana in Galiläa, und er offenbarte seine Herrlichkeit. Und seine Jünger glaubten an

ihn.Johannes 2,11

Die Bibel sagt uns also, dass Jesus als Kind keine Wunder getan hat. Berichtet wird nur davon, dass Jesus als zwölfjähriger Im Tempel die Gelehrten mit seiner Weisheit beeindruckte.

Das Kindheitsevangelium des Thomas will diese Lücke mit fantastischen Geschichten und Anekdoten füllen.

Die Formung der Spatzen

Jesus soll nach dem Bericht als Fünfjähriger am Schabbat zwölf Spatzen aus Lehm geformt und sie zum Leben erweckt haben.

2 Als Jesus fünf Jahre alt war, gab es einmal einen starken Regenschauer. Jesus spielte an einer flachen Stelle am Bach. Er leitete das vorbei­fließende Wasser in kleine Vertiefungen, sammelte es dort und machte es sofort, allein durch sein Wort, ganz klar. Dann knetete er weichen Lehm und modellierte daraus zwölf Spatzen. Es war aber an einem Sabbat und es waren auch noch andere Kinder da, die mit ihm spielten. Als ein Jude sah, was Jesus beim Spielen am Sabbat tat, ging er sofort zu seinem Vater Joseph, und sagte zu ihm: „Dein Sohn spielt am Bach und hat aus Lehm zwölf Spatzen geformt. Dadurch hat er den Sabbat entweiht.“ Joseph lief an die angegebene Stelle. Als er sah, was Jesus gemacht hatte, rief er: „Warum machst du verbotene Dinge am Sabbat?“ Doch Jesus klatschte in die Hände und sagte zu den Spatzen: „Los, fliegt weg.“ Die Spatzen breiteten ihre Flügel aus und flogen laut zwitschernd davon. Die Juden staunten sehr als sie das sahen. Sie gingen hin und erzählten ihren Ältesten, was Jesus getan hatte.  

Kindheitsevangelium Kapitel 2

Das Evangelium fand zwar vor allem Verbreitung in Arabien aber auch in Europa war es bekannt und wurde gelesen wie die Madonna bei der das Jesus Kind einen Vogel in der Hand hat im Kloster Sant Miquel del Fai zeigt.

Madonna bei der das Jesus Kind einen Vogel in der Hand hat im Kloster Sant Miquel del Fai Enric
By Enric – Own work, CC BY-SA 3.0

Der Sohn des Annas

Jesus soll in einem Wutanfall den Sohn des Annas wie einen Baum verdorren haben lassen, weil der Junge ihn beim Spielen störte.

3 Jesus und der Sohn des Schriftgelehrten Annas spielten zusammen an den Ufern eines Baches. Da nahm der Sohn des Annas einen Weidenzweig und ließ das Wasser aus den kleinen Teichen wieder abfließen, die Jesus angelegt hatte. Als Jesus das sah, wurde er wütend und schrie ihn an: „Du bist ein gemeines Biest, was haben dir die Teiche und das Wasser getan? Du sollst sofort zu einem Baum verdorren, ohne Blätter, ohne Wurzel, ohne Früchte!“ Kaum hatte Jesus das gesagt, da vertrocknete der Junge vollständig. Jesus ging dann einfach nach Hause. Doch die Eltern des Jungen hoben ihr verdorrtes Kind auf und weinten, denn es war ja noch so jung. Sie brachten es zu Joseph und warfen ihm vor: „Schau mal, was dein Sohn für Sachen macht

!Kindheitsevangelium Kapitel 3

4 Jesus ging wieder einmal durch das Dorf, als ein Junge angelaufen kam und ihn anrempelte. Er wurde wütend und sagte: „Du sollst deinen Weg nicht weiter gehen!“ Sogleich fiel der Junge um und war tot. Dorfbewohner, die das mit angesehen hatten, wunderten sich: „Woher kommt dieses Kind nur? Jedes seiner Worte wird ja sofort Wirklichkeit!“ Und die Eltern des toten Jungen liefen zu Joseph. Sie machten ihm Vorwürfe und sagten: „Du kannst mit so einem Kind nicht bei uns im Dorf wohnen. Bring ihm doch lieber bei, zu segnen, anstatt zu verfluchen. Denn er bringt unsere Kinder um!“

Kindheitsevangelium Kapitel 4


Ungehalten über die Taten des kleinen Jesus (1,5) entschließt sich Josef, den Knaben zu dem Gelehrten Zachäus zu geben. Dieser versucht vergeblich, Jesus zu belehren, wird von diesem beschämt (1,6) und resigniert schließlich: „So bitte ich dich denn, Bruder Joseph, bring dieses Kind zurück in dein Haus. Denn dieser ist etwas Großes, ein Gott oder ein Engel, dass ich nicht weiß wie ich’s sagen soll.“
Als Sechsjähriger soll Jesus am Brunnen unabsichtlich einen Wasserkrug zerbrochen haben. Daraufhin füllte er das Wasser in sein Gewand und trug es, ohne einen Tropfen Wasser zu verlieren, zu seiner Mutter nach Hause