Kaiser Konstantin auf dem Konzil von Nicäa

Im Jahre 325 n. Chr. strömten rund 250 Bischöfe und ihre Mitarbeiter zum Konzil von Nicäa. Die Stadt befand sich etwa hundert Kilometer Luftlinie südlich der oströmischen Stadt Byzanz, die ab dem Jahr 330 Konstantinopel heißen sollte.

Die Begeisterung der Teilnehmer, wie sie uns berichtet wird, kannte keine Grenze. Zwanzig Jahre zuvor hatten die Christen noch in Todesangst geschwebt. Viele der Anwesenden hatten sich vor den Verfolgern verstecken müssen. Fast alle von ihnen kannten Glaubensgenossen, die für ihren Glauben mit dem Leben bezahlt hatten. Ein großer Teil der Bischöfe und Gemeindeleiter war aufgrund der erlittenen Verfolgung gar nicht in der Lage gewesen am Konzil teilzunehmen. Die meisten hatten selbst die Narben der Verfolgung noch am eigenen Leib zu tragen.

Nun organisierte ausgerechnet der römische Kaiser die bis dato größte Glaubenskonferenz. Er bezahlte sogar die Reisespesen. Man kann sich vorstellen, wie sich die Teilnehmer gegenseitig in die Arme fielen, wie sie sich ihre unterschiedlichen Geschichten erzählten, wie sie Gott dankten.

Die allgemeine Euphorie geht aus dem Bericht hervor, den wenige Jahre später der christliche Historiker Eusebius verfasste. «Von allen Kirchen, welche ganz Europa, Nordafrika und Asien bedeckten, waren die vornehmsten der Diener Gottes versammelt», erinnerte sich Eusebius.

Für noch mehr Aufsehen sorgte der Veranstalter des Konzils, nämlich Kaiser Konstantin, in dem die Teilnehmer einen gottgesandten Retter sahen. Eusebius berichtet: «

Auf ein Zeichen, das die Ankunft des Kaisers verkündete, erhoben sich alle von ihren Sitzen. Und nun trat er selber mitten in die Versammlung, wie ein Engel Gottes vom Himmel her, leuchtend in seinem glänzenden Gewande wie von Lichtglanz, strahlend in der feurigen Glut des Purpurs und geschmückt mit dem hellen Schimmer von Gold und kostbarem Edelgestein. So war seine äußerliche Erscheinung; seine Seele aber war sichtlich mit der Furcht und Verehrung Gottes geziert; es deuteten auch dies seine gesenkten Augen an, das Erröten seines Antlitzes, die Art seines Ganges und seine ganze Gestalt, die an Größe ebenso alle seine Begleiter überragte wie an blühender Schönheit, an majestätischer Würde und an unüberwindlicher Körperkraft, und diese Vorzüge, denen sich der milde Charakter und die große Güte des Kaisers paarten, ließen seine außerordentliche Gesinnung über alle Beschreibung erhaben erscheinen.»

Vita Constantini et Oratio ad coetum sanctorum Autor: Eusebius von Cäsarea

Ob angesichts dieser Wahrnehmung und Selbstinszenierung des Kaisers manchem Teilnehmer auch Zweifel kamen?