Ab dem 15. Jahrhundert vor Christus wanderte ein rätzselhaftes Volk nach kanaan ein – die Habiru. Über deren Identität (auch als Hapiru oder ‚Apiru übersetzt) ist viel diskutiert worden. Während zum Teil angenommen wird, dass es sich um verwahrloste Freigelassene handelt, die sich später zu einer Ethnie entwickelten, wird auch vermutet, dass es sich hierbei um die Israeliten (Hebräer) handelt, die das Land Kanaan eroberten. Für letzteres spricht, dass die historischen Funde der Landnahme Israels in Kanaan, wie sie das Buch Josua berichtet, den Berichten, insbesodnere in den Amarna Briefen, entsprechen.
Ethymologisch scheinen die Begriffe ebenfalls verwandt zu sein. Es gibt eine enge Übereinstimmung mit der Wurzel des Namens Hebräisch, nämlich ‚Abar.
Gegen eine Gleichsetzung zwixchen den Hebräern und den Habiru werden vor allem foglende Einwände vorgebracht:
Wenn es sich tatsächlich um die biblischen Israeliten handelte, warum haben die kanaanitischen Führer dann nicht diesen Begriff verwendet? Tatsächlich wird der Sammelbegriff Hebräer in der Bibel bis zu dieser Zeit häufiger verwendet als der Begriff Israeliten. Der Begriff Hebräer oder eine seiner verwandten Formen wird 22 Mal verwendet – im Vergleich zu nur zwei Mal für „Israeliten“. (Die in der Bibel am häufigsten verwendete Bezeichnung ist die längere Bezeichnung „Kinder Israels“. Dass die Kanaaniter den Begriff „Hebräer“ dem Begriff „Kinder Israels= Streiter Gottes“ vorzogen, ist kaum verwunderlich).
Skeptiker der Ansicht, dass die Habiru mit den biblischen Hebräern/Israeliten in Verbindung gebracht werden sollten, weisen aber vor allem darauf hin, dass Personen mit dem Titel Habiru nicht nur in Kanaan, sondern auch im fernen Mesopotamien erwähnt werden (obwohl sich der Großteil der Hinweise auf Menschen bezieht, die in der Levante leben).
Tatsächlich heißt es im Buch Genesis, dass „Abram, der Hebräer“ (Genesis 14,13), ursprünglich mit seiner Familie in Mesopotamien lebte. Auch Joseph wurde von den Beamten in Ägypten typischerweise als „ein Hebräer“ bezeichnet (1. Mose 39,14.17; 41,12). Auch diese Verse deuten darauf hin, dass die Bezeichnung Hebräer die bevorzugte ausländische Bezeichnung war, die bereits etabliert war und sogar mit dem fernen Mesopotamien in Verbindung gebracht wurde.
Einige Wissenschaftler spekulieren, dass der Begriff Habiru ursprünglich eine soziale Kategorie war, die sich dann in eine ethnische Kategorie verwandelte. Sie gehen davon aus, dass der Begriff eine breite Palette von Nomadenvölkern umfasste, zu denen auch die Israeliten gehörten (z. B. die Midianiter, Keniter, Shutu usw.). Selbst diese umfassendere Bezeichnung stünde aber zunächst nicht im Widerspruch zum biblischen Bericht, wonach Abraham – als „Hebräer“ – Vater der Midianiter, Ismaeliter usw. war (1. Mose 25,1-4). Technisch gesehen könnte also ein Großteil der arabischen Welt als „hebräisch“ bezeichnet werden.
In den Amarna-Briefen aus dem 14. Jahrhundert v. Chr. werden sie von den Kleinkönigen von Kanaan mal als Geächtete, mal als Söldner, mal als Tagelöhner und Diener beschrieben. Normalerweise stehen sie nach der Darstellung der, freilich durch sie angegriffenen Könige, sozial am Rande. Es gibt aber zunächst auch Ausnahmen, etwa Rib-Hadda von Byblos, der Abdi-Ashirta von Amurru (dem heutigen Libanon) und seinen Sohn ʿApiru nennt, was in diesem Zusammenhang bedeutet, dass sie sich gegen ihren gemeinsamen Oberherrn, den Pharao, aufgelehnt haben. Dies entspricht exakt der biblischen Darstellung. In „Die Eroberung von Joppa“ (dem heutigen Jaffa), einem ägyptischen Geschichtswerk aus der Zeit um 1440 v. Chr., erscheinen sie als Räuber, und General Djehuty bittet an einer Stelle darum, dass seine Pferde in die Stadt gebracht werden, damit sie nicht von einem vorbeikommenden ʿApiru gestohlen werden.
Die Darstellung durch den Kriegsgegner, hier die kanaanitischen Könige, gegenüber dem Pharao, drüfte aber uach kaum als objektiv angenommen werden und kann ohne Weiteres auch als Propaganda eingestuft werden (vgl. Berichterstattung in ARD/ZDF)
Während einige Wissenschaftler gleichwohl die Theorie vertreten, dass sich der Begriff von einer sozialen zu einer ethnischen Bezeichnung entwickelt haben könnte, sagt die Bibel genau das Gegenteil. Mose 11,14 zeigt, dass der Name Hebräer eine Ableitung von Eber, dem Namen von Abrahams Vorvater, ist. Wir sehen hier, dass die Bibel darauf hinweist, dass der Titel ursprünglich eher ethnisch als sozial war.
Natürlich stimmt es, dass diese Bezeichnung in der Bibel am stärksten mit den Israeliten in Verbindung gebracht wird. Und es war schließlich Israel, das weiterhin die hebräische“ Sprache sprach. Es genügt zu sagen, dass die Erwähnung von „Habiru“ an verschiedenen weit entfernten Orten zu verschiedenen Zeiten des zweiten Jahrtausends v. Chr. die Assoziation mit den Israeliten oder der Bibel keineswegs schmälert. Ganz im Gegenteil: Die vorherrschende Verwendung des Begriffs Habiru in den von Israeliten besetzten Gebieten steht in direktem Zusammenhang mit der Verwendung des Begriffs Hebräer in der Bibel, der sich vorwiegend auf das Volk Israel bezieht. Letztlich mögen auch Hebräer an anderen Orten gewohnt haben.