Es darf ja nicht schwerer kommen, als wir tragen können

Der Schutzhäftling Paul Schneider, z.Zt. im Arrest , legte am 28. August (1938) ein unglaubliches Verhalten an den Tag. Morgens, gegen 6.30 Uhr, bei der morgendlichen Meldung der Stärke des Schutzhaftlagers an mich,öffnete Schneider plötzlich sein Zellenfenster, kletterte in seiner Zelle hoch, bis er Blickfeld zu den angetretenen Häftlingen bekam. Mit lauter Stimme predigte Schneider etwa zwei Minuten zu den angetretenen Häftlingen. Meinem Befehl, sofort seine Predigt abzubrechen, beachtete er in keiner Weise. Darauf gab ich dem Arrestverwalter den Befehl, Schneider mit Gewalt von dem Fenster wegzubringen.“

Paul Schneider auf einer Briefmarke der Bundespost 1989
Deutsche Bundespost dpublic ompublic

Am Ostersonntag predigte Paul Schneider mit lauter Stimme von seinem Fenster aus auf den Gefängnishof, bevor er von den Wärtern gewaltsam davon abgebracht wird.

So spricht der Herr: Ich bin die Auferstehung und das Leben!“ .

(Johannes 11,25

Immer wieder gibt Paul Schneider diese gute Nachricht im Konzentrationslager Buchenwald weiter,. Einem Kameraden sagt er: „Ich weiß, warum ich hier bin“.

Immer wieder erleidet er Einzelarrest, Postsperre, Essensentzug und Folter! Mehrere Male verbringt er rund 14 Tage gefesselt an eine Dampfheizung. Auch angesichts Gefangenschaft in einer Zelle ohne Licht und Schlafmöglichkeiten, die Leidensschreie aus den nebenanliegenden Zimmern mithörend hält er an seinem Gott und Erlöser fest.

Es darf ja nicht schwerer kommen, als wir tragen können, diese Zusage haben wir. Für alles auch für unser eigenes Reifen und Wachsen, weiß Gott allein die rechte Zeit.“

Bereits als junger Mann schrieb er einmal in sein Tagebuch:

„So bleibt mir also nur, mein Leben ganz auf Gott, den Übervernünftigen und Wunderbaren, Allmächtigen und Grundgütigen zu legen. Von ihm will ich mir sagen lassen, was ich zu tun, wie ich zu leben habe; und auf alle eigene Maßstäbe verzichten. Herr Gott, zeige du mir mein Ziel, das Ziel meines Lebens und meiner Arbeit! Für dieses Ziel gilt es dann alle Kräfte einzusetzen, ihm dienstbar zu machen, und so manches jetzt so Dunkle muss dann licht werden. Diese befreiende Ausschau schenke mir, mein Gott und Vater!“

1935 beschrieb ein Bekannter eine Begegnung mit Schneider: „Auf dem Rückweg benutzte ich einen Augenblick, als wir allein waren, ihn inständig zu bitten, doch jedes Ärgernis zu meiden. Auf meine Bitten meinte er, er könne allerdings nur versprechen, sich nicht zu einem Martyrium zu drängen; wo immer aber er zu einem Zeugnis aufgerufen würde, könne er nicht anders als bezeugen, dass es auf Erden kein anderes Heil gebe als allein in Jesus Christ.“ (Im Gegensatz zum damals geläufigen „Heil Hitler“)

Paul Schneider kam ins KZ weil er sich weigerte die Ausweisung aus seiner Gemeinde zu akzeptieren. Er hätte die Möglichkeit gehabt dem zuzustimmen und somit frei zu kommen, doch er hat einen klaren Grund dies nicht zu tun: 

Der Mietling aber und der nicht Hirte ist, dem die Schafe nicht gehören, sieht den Wolf kommen und verläßt die Schafe und flieht; und der Wolf raubt sie und zerstreut die Schafe. Der Mietling aber flieht, weil er ein Mietling ist und sich nicht um die Schafe kümmert“

(Johannes 10,12.13)

Am 3. Juli 1939 schreibt Paul Schneider einen letzten Brief an seine Frau: „Möchten wir nur auch lernen und reifen an dem, was uns aufgegeben wird, und überwinden.“ Am 18. Juli 1939 wird er durch eine Überdosis Strophanthin ermordet.

Seine Frau, die ihren toten Mann noch einmal sehen durfte bevor der Sarg versiegelt wurde, sagte:

„Auf Pauls Gesicht lag der Friede und die Hoheit des Erlösten. Ich durfte Paul in diesem Augenblick mit den Augen des Glaubens sehen.“ Heute sagt sie dazu im Alter von 93 Jahren: „Er war dazu ausersehen, das Evangelium zu verkündigen zu Zeit und Unzeit. Und das ist seit damals mein Trost.“

Quelle: Jochen Klein und soulsaver.de