Die Steuerdokumente der Babata aus dem Jahre 127 n.Chr. geben einen hervorragenden Einblick in den Zensus, wie er bei der Geburt Jesu stattgefunden hat. Und sie belegen die Plausibilität der Angaben des Lukas über die Erfassung zur Zeit der Geburt Jesu.
Babata und der Zensus
Die Steuererklärungen der Bewohner der Provinzen des römischen Reiches und die Erfassung der Personen erfolgte bei Volkszählungen (Zensen). Und vermutlich nach einem einheitlichen Steuerformular, welches in allen kaiserlichen Provinzen gleich war. Ein Formular aus dem Jahre 127 n. Chr. wurde in einer Höhle westlich des Toten Meeres gefunden.
Bei den dort gefundenen Dokumenten handelt es sich um Steuer- und andere Formulara einer Babata, die diese in den Höhlen des Toten Meeres versteckt hatte. Babata hatte sich dem Aufstand des Bar Kochba angeschlossen, die von 132 – 135 dauerte und zur endgültigen Vertreibung der Juden aus Palästina führte.
Bei diesen Dokumenten ist auch eine Steuererklärung, die im Jahre 127 n. Chr. (unter Kaiser Hadrian) abgegeben wurde. Die Steuererklärung ist in griechischer Sprache abgefasst. Babata war in zweiter Ehe verheiratet, ihr erster Mann war gestorben. Der zweite Mann hieß Judanas oder auch Judas genannt. Sie lebten in einem Dorf namens Maoza. Maoza gehörte zur römischen Provinz Arabia, die Hauptstadt war die nabbatäische Stadt Petra. Das Dokument hält fest, dass sie dort auf eigenem Grund und Boden lebte. Ihr Mann stammte aus En Gedi in der Provinz Judäa, Verwaltungsbezirk Jericho. Auch er besaß eigenen Grund und Boden in Maoza. In der Steuererklärung nennt Babata Judanas nicht ihren Ehemann, sondern ihren Vormund. Auch bei eigenem Besitz musste eine Frau für Rechtsgeschäfte einen Vormund nachweisen. Für den Zensus musste Babata von Maoza in das 40 Km entfernte Rabbath gehen. Dort sind die beiden hingegegangen, Judanas als Vormudn seiner Frau und wegen seiner eigenen Liegenschaften. Das Dokument nennt ihr Eigentum, das Erbe ihres Vaters Simon in allen Einzelheiten und bestimmt die Steuersätze sowie die Grundstücksgrenzen.
Obwohl sich Babata später dem Aufstand Bar Kochbas anschloss, beschwört sie die Richtigkeit ihrer Angaben in der Steuererklärung bei der Glücksgöttin des römischen Herrn und Kaisers (Fortuna). Ihr Eid, ihre Unterschrift und die ihres Mannes waren in aramäischer Sprache geschrieben, denn eine Urkunde betont die Richtigkeit der Übersetzung. Der römische Beamte schrieb seinerseits in Latein (vgl. Pilatus, der auch auf die lateinsiche Sprache auf dem Kreuzigungsschild wert legte). Auch sonstige Teile der Urkunde werden ins griechische übersetzt, der Verkehrssprache im östlichen Teil des römischen Reiches. Die Zeugen, die die Richtigkeit der Urkunde bestätigen schreiben auf nabatäisch. Es dauerte etwa vier Tage bis der Verwaltungsakt abgeschlossen war. Dazu kommen zwei Tage der Anreise und zwei Tage der Abreise. Babata und ihr Mann benötigten daher Anfang Dezember 127 ca. 1 Woche um den Vorgang abzuschließen. Die Jahreszeit war günstig, nachdem die Ernte abgeschlossen war. Wahrscheinlich hat man die Gelegenheit genutzt, um Geschäfte in der Verwaltungsmetropole zu tätigen. Man kann sich vorstellen, dass viele Menschen in diesen Metropolen unterwegs waren und dass diese Menschen eine Herberge finden mussten.
Vergleich der Dokumente bei Lukas und bei Babata
„Es begab sich aber in jenen Tagen, dass ein Befehl ausging von dem Kaiser Augustus, dass der ganze Erdkreis sich erfassen lassen sollte.
Lukas 2:1, 3-4
Und es zogen alle aus, um sich erfassen zu lassen, jeder in seine eigene Stadt. Es ging aber auch Joseph von Galiläa, aus der Stadt Nazareth, hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Bethlehem heißt, weil er aus dem Haus und Geschlecht Davids war,“
Auch die Darstellung der juristsichen Einzelheiten sind in der Steuererklärung der Babata parallel zu denen im Lukasevangelium. Zuerst wird in dem Steuerdokument Kaiser Hadrian genannt, in dessen Name der Zensus durchgeführt wurde. Das war Keiser Augustus bei Maria und Joseph. Der nächste Name ist der des Statthalters bzw. Legaten, Bei Babata Titus Aninius Sextius Florentinus, bei Lukas Publius Sulpicius Quirinius. Es folgt der Gegenstand des Edikts, nämlich eine schriftliche Steuererklärung. Lukas und das Babata Dokument nennen hierfür den gleichen griechischen Begriff „apogràphestai“. Lukas schreibt, wie bei Babata, da ging jeder in seine Stadt. Darunter stand: Ich Babata erkläre schriftlich was ich besitze. Auch hier benutzt Lukas das gleich griechische Wort.
Babata nennt den Namen ihres Vaters, von dem sie ihren Besitz geerbt hat und fügt hinzu, dass der Besitz ganz ihr eigener ist. Lukas schreibt, dass Joseph nach Bethlehem musste, weil er aus dem Hause Davis stammte, Wieder verwendet Lukas das gleiche griechische Wort „Oikus“ bei Lukas Oikousa = wohnhaft.
Maria musste wie Babata mit auf die Reise, weil sie selbst Grundbesitz in Bethelehm hatte. Den musste sie persönlich einschreiben lassen. Auch Maria konnte eigenen Besitz haben (gab es keine Söhne erbten die Töchter. Joseph trat auch hier als Marias Vormund auf, der die schriftlichen Angaben seiner Frau zu bestätigen hatte.
Nicht zwingend ist, dass der Grundbesitz direkt in Bethlehem war, Babata musste 40 Km in die Verwaltungsmetropole reisen, obwohl ihr Grundbesitz im gleichen Verwaltungsbezirk lag. Deswegen konnten sie (wenn es sich hierbei um ein Haus gehandelt hätte) nicht dort übernachten, sondern mussten nach Bethlehem.
Das Land musste etwas wert gewesen sein, sonst hätte es Maria wahrscheinlich verkauft und die Reise hochschwanger nicht gemacht.
Babata Ende
Bis Herbst 132 (aus dieser Zeit stammen die letzten Dokumente ihres Archivs) wohnten Babata und wohl die ganze Familie noch in Machosa. Irgendwann zwischen diesem Zeitpunkt und dem Ende des Bar-Kochba-Aufstands (135) floh sie aus unbekannten Gründen in die Höhle an der Nordflanke des Nachal Hever und nahm die Dokumente aus ihrem persönlichen Besitz mit, darunter auch Dokumente von ihrem zweiten Mann, die vor ihrer Heirat ausgestellt waren, die sie also von ihm geerbt hatte.
Die Römer belagerten während des Aufstands die Höhle, indem sie auf der Ebene nördlich des Tals ein Lager errichteten, ein ummauertes Viereck an der Riffkante mit einer Seitenlänge von gut 100 m, das Platz für ungefähr 100 Soldaten bot.
Dieses Römerlager kontrollierte den einzigen Zugang zur Briefhöhle, von oben, da die Höhle von unten unerreichbar war. Die Römer konnten so die Aufständischen, die sich dort verschanzt hatten, belagern und sie vor allem von der Wasserversorgung abschneiden.
Babata dürfte in der belagerten Höhle den Tod gefunden haben, zusammen mit den anderen dorthin Geflohenen, darunter wahrscheinlich auch ihr noch minderjähriger Sohn. Man fand in der Höhle die unbestatteten Skelette mehrerer Personen, darunter auch Frauen und Kinder.
Quellen
Weiterführende Links und weitere Einzelheiten