Diagoras von Melos war der erste Atheist der Antike, der uns überliefert ist. Als Dichter schrieb Diagoras zunächst religiös inspirierte Lyrik, aber ab dem Jahr 423 v. Chr. war er als Kritiker des Götterglaubens bekannt.
Diagoras wurde später von den Athenern wegen Gottlosigkeit zum Tode verurteilt. Da er noch Freunde in der Stadt besaß, konnte er jedoch vor der Vollstreckung nach Korinth fliehen. Nach einer weiteren Station in Pellene verlor sich seine Spur. Der Stein mit seiner Ächtung und dem Fahndungsaufruf war in Eleusis noch Jahrhunderte später zu besichtigen.
Über den Grund seines Wandels zum Atheisten gibt es verschiedene Vermutungen. Eine besagt dass Diagoras als Schüler des Demokrit überzeugt war von dessen Theorie, der zufolge religiöse Vorstellungen hervorgehen aus dem Schrecken über fürchterliche Naturerscheinungen. Eine andere besagt, dass er zum Atheisten wurde, als ein Schüler ihn bestahl und danach ein glückliches Leben lebte, anstatt von den Göttern für die Tat und das anschließende Leugnen derselben in einem falschen Schwur bestraft zu werden. Manche sagen, dass erst die Versklavung seiner Heimatinsel Melos 416 v. Chr. die endgültige Hinwendung zum Atheismus auslöste.
Cicero überliefert eine Anekdote, die Diagoras’ atheistische These „Die Götter kümmern sich nicht um menschliche Angelegenheiten“ illustriert: Ein Freund zeigte Diagoras Votivtafeln mit der Darstellung von Menschen, die Schiffbruch erlitten hatten und daraus gerettet worden sind. Auf die Frage, ob er daraus nicht erkenne, dass die Götter sich sehr wohl um die Menschen kümmern, antwortet Diagoras: „Ja. Aber nirgends sind die Menschen dargestellt, die nicht aus Seenot gerettet wurden, sondern im Meer umgekommen sind.“
Denn von Ewigkeit her hat man nie gehört, nie vernommen, hat kein Auge es gesehen, dass außer dir ein Gott tätig war für die, welche auf ihn harren.
Jesaja 64,3
Das ist sein Versprechen. Nur du kannst es überprüfen.