Auf seinem Grabstein auf dem Waldfriedhof in Berlin-Zehlendorf steht nur sein Name. Willy Brandt. Das reicht für einen einen Bundeskanzler.
Es war eine Geste, die die Welt bewegte. Bundeskanzler Willy Brandt kniet in Warschau vor dem Mahnmal für die Opfer des Aufstandes im Warschauer Ghetto.
Es ist ein feuchter, grauer Tag. Am 7. Dezember 1970 besucht Willy Brandt in Warschau das Mahnmal für die Opfer des Aufstands im Warschauer Ghetto. Mit ernstem, fast maskenhaftem Gesichtsausdruck schreitet er zu dem Bronzedenkmal und legt einen großen Kranz mit weißen Nelken nieder. Brandt zupft die Schleife zurecht, tritt ein paar Schritte zurück, dann sinkt er scheinbar unvermittelt auf die Knie.
Brandts Blick geht in die Ferne. Er wirkt wie versteinert. Etwa eine halbe Minute kniet er vor dem Mahnmal. Es sieht aus, als brauche er alle Kraft, um die Tränen zurückzuhalten (zitiert nach spiegel.de/einestages-der Kniefall von Warschau).
Die Bilder des Bundeskanzlers, des Deutschen, der sich vor den Opfern der Deutschen verneigt, gehen um die Welt und verändern das Verhältnis Deutschlands und Polens für immer. 1971 erhielt Willy Brandt den Friedensnobelpreis.
Meine Skepsis gegenüber den Herrschern und Mächtigen gestattet es mir nicht, an eine spontane Geste Willy Brandts zu glauben.
Wann brechen wir wegen unserer Schuld vor Gott zusammen und suchen seine Gnade und Vergebung? Wann verlassen wir das Protokoll, nicht um der Fotografen willen, sondern aus echtem Zerbruch? Wann verlassen wir uns von den Etiketten des Anstands und der Selbstverteidigung und trauern um unsere Schuld?
Wer seine Schuld verheimlicht, dem wird es nicht gelingen, wer sie aber bekennt und lässt, der wird Barmherzigkeit erlangen.
Sprüche 28,13