Politisch geriet Herodes im Alter (ab dem Jahr 12 v. Chr.) immer mehr in die Defensive. Augustus war von den mörderischen Kapriolen des jüdischen Königs genervt. Und im Osten des jüdischen Reichs gab es einen neuen Rivalen, der dem Herodes die Vormachtstellung im Nahen Osten streitig machte. Jenseits des Toten Meeres, da, wo heute Jordanien liegt, befindet sich das Land der arabischen Nabatäer. Deren junger König nennt sich genauso wie der größte römische Held: Äneas, manche nennen ihn auch Aretas. Hundert Kilometer südöstlich von Jerusalem baute er eine neue Prunkstadt, die Jerusalem in den Schatten stellen soll: Petra, «Fels». Die Israeliten glauben, dass Mose hier Wasser aus einem Felsen sprudeln ließ. Aretas baute teure Paläste und Badeanstalten. Die Nabatäer konnten es sich leisten. Sie kontrollieren die wichtigste Handelsroute vom Jemen bis ans Mittelmeer.
Herodes brach einen Streit vom Zaun und griff die Nabatäer an. Aber Augustus wollte keinen Nahost-Krieg. Herodes gehorchte und schloss Frieden mit dem benachbarten Arabervolk. Er ist blamiert. Auch bei den eigenen Untertanen.
In seinen letzten Jahren leidet Herodes an Darmkrebs. Er weiß nicht, was in seinen Gedärmen vorgeht. Er spürt nur die schrecklichen Schmerzen und ärgert sich über die Ärzte, die ihm nicht helfen können. Was ihn zusätzlich aufregt, sind die Stimmungsberichte aus dem Volk, die ihm von Spitzeln zugetragen werden. Je mehr seine Kräfte schwinden, desto mehr plustern sich seine Gegner auf. Die Pharisäer halten sich mit ihrer Abneigung gegen Herodes immer weniger zurück.
So siechte Herodes grollend vor sich hin. Er witterte überall Verschwörungen. Er lässt einen dritten Sohn exekutieren. Auch seine eigenen Bediensteten wurden zur Zielscheibe seines Zorns. Weil sie ihn dafür kritisieren, dass er so rabiat mit seinen Söhnen umsprang, lies er ein paar Hundert Offiziere ermorden. Am Ende gerät seine Mordlust völlig außer Kontrolle. Herodes spürt, dass er bald stirbt, und will seinen Abgang so unvergesslich wie möglich inszenieren.
Der jüdische Geschichtsschreiber Josephus berichtet davon: Angeblich hätte Herodes nicht den Gedanken ertragen, dass viele Juden über seinen Tod jubeln würden. Um den Juden die Feierlaune zu versalzen, sollten Hunderte jüdische Prominente in eine Pferderennbahn eingesperrt und unmittelbar nach seinem Tod hingemetzelt werden. Herodes wollte alle Gegner und Rivalen, echte und erfundene, mit ins Grab nehmen.
Markus Spieker – Jesus eine Weltgeschichte S. 166
Von da an verbreitete sich die Krankheit über den ganzen Leib und äußerte sich in den verschiedensten qualvollen Erscheinungen. Bei nur mäßigem Fieber stellte sich auf der ganzen Hautoberfläche ein unausstehliches Jucken ein, wie auch ein beständiges kolikartiges Grimmen im Darm. Rings an den Füßen bildeten sich Wülste, wie bei einem Wassersüchtigen. Der Unterleib war entzündlich aufgeschwollen, und ein fauliges Geschwür, in dem schon Würmer wuchsen, durchfraß seine Schamteile. Dazu gesellten sich bei liegender Stellung Erstickungsanfälle und in jeder anderen Lage wenigstens Atembeschwerden und endlich Krämpfe an allen Gliedern. Kein Wunder, wenn prophetische Männer diese furchtbaren Krankheitszustände als eine Strafe Gottes für die Hinrichtung der Gesetzeslehrer bezeichneten. Obgleich nun Herodes mit so entsetzlichen Schmerzen zu kämpfen hatte, so hielt er dennoch zähe am Leben, hoffte immer noch auf Hilfe und suchte Heilung. So ließ er sich zu diesem Zwecke auch über den Jordan bringen, um die heißen Quellen von Kallirrhoë zu gebrauchen, die in den Asphaltsee abfließen
Josephus Flavius Jüdischer Krieg Buch II, 33,5
Auf die freudige Bewegung hierüber erholte sich der König für kurze Zeit, um dann neuerdings, durch mangelhafte Nahrungsaufnahme und krampfhaftes Husten entkräftet, seinen Schmerzen zu unterliegen. Er wollte jetzt dem Verhängnis zuvorkommen. Er nahm einen Apfel und verlangte dazu auch ein Messer, weil er gewohnt war, beim Essen immer einzelne Stücke mit dem Messer abzuschneiden. Er sah sich dann um, ob ihn Niemand zurückhalten könnte, und holte mit der Rechten zum Stoße aus, um sich zu durchbohren. Rasch war aber Achiabus, sein Better, zur Stelle, fiel ihm in den Arm und vereitelte seine Absicht. Sofort erscholl durch den ganzen Palast ein ungeheures Jammergeschrei, als wenn der König schon verschieden wäre. Alsbald war es auch zu des Antipaters Ohren gedrungen. Er atmete wieder auf und bat in freudiger Erregung die Wachen, ihm gegen reichliche Entlohnung die Ketten abzunehmen und ihn herauszulassen. Der Wachkommandant aber verbot es nicht bloß, sondern eilte zum König und meldete ihm, was Antipater vorhätte. Da schrie der König mit einer bei dieser Schwäche ganz unglaublichen Kraft: „Auf der Stelle soll meine Leibwache hinuntergehen und ihn kalt machen!“ Diese ging hin und hieb Antipater nieder. Seine Leiche gebot Herodes in Hyrkanium zu begraben. Dann schrieb er noch einmal sein Testament um und machte darin seinen ältesten Sohn Archelaus, den Bruder des Antipas, zum Thronfolger, den Antipas aber zum bloßen Tetrarchen. Herodes überlebte die Hinrichtung seines Sohnes nur um fünf Tage und starb nach einer Regierung von 34 Jahren, von da an gerechnet, wo er mit dem gewaltsamen Tode des Antigonus in den faktischen Besitz der Staatsgewalt gelangt war, während es von seiner Ernennung zum König durch die Römer an schon 37 Jahre waren.
Ebenda Absatz 7. 8