Helmut Graf von Moltke: Mein Leben ist vollendet

Am 11. Januar 1945 wurde der Widerstandskämpfer und Begründer der Widerstandsgruppe „Kreisauer Kreis“ Helmuth James Graf von Moltke nach einem Scheinprozess zum Tode verurteilt und zwölf Tage später am 23. Januar 1945 im Gefängnis Plötzensee erhängt. Als überzeugter Christ war er ein entschiedener Gegner des Nazi-Regimes. Ein Attentat auf Adolf Hitler lehnte Moltke aus Gewissensgründen ab.

Sein letzter Brief an seine Frau:

Mein Herz, mein Leben ist vollendet, und ich kann von mir sagen: er starb alt und lebenssatt. Das ändert nichts daran, daß ich gerne noch etwas leben möchte, daß ich Dich gerne noch ein Stück auf diese Erde begleitete. Aber dann bedürfte es eines neuen Auftrages Gottes. Der Auftrag, für den Gott mich gemacht hat, ist erfüllt. Will er mir noch einen neuen Anfang geben, so werden wir es erfahren. Darum strenge Dich ruhig an, mein Leben zu retten, falls ich den heutigen Tag überleben sollte. Vielleicht gibt es noch einen Auftrag.

Ich höre auf, denn es ist nichts weiter zu sagen. Ich habe auch niemanden genannt, den Du grüßen und umarmen sollst. Du weißt selbst, wem meine Aufträge für Dich gelten. Alles unseren lieben Sprüche sind in meinem Herzen und in Deinem Herzen. Ich aber sage Dir zum Schluß, kraft des Schatzes, der aus mir gesprochen hat und der dieses bescheidene irdene Gefäß erfüllt:

Die Gnade unseres Herren Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit Euch allen.

Amen.

Aus: Helmuth James Graf von Moltke, Letzte Briefe