Woher hatte Mohammed seine Gedanken über Abraham

Von wem Mohammed seine Informationen über Abraham erhielt, wird in der muslimischen Überzeugung darauf zurückgeführt, dass er sie direkt durch Eingebungen des Engels Gabriel erhalten hat. Muslime argumentieren, dass die koranische Darstellung der Abraham-Geschichte wahr ist, während der biblische Bericht als falsch angesehen wird, soweit er vom koranischen Text abweicht. Es wird jedoch eingeräumt, dass Mohammed keine Zeugen für die wortgenaue Überlieferung durch einen Engel hatte, und es bleibt unklar, auf welche “Person” er sich bezog. Im Gegensatz dazu stützen sich die biblischen Texte auf eine lange Kette von Zeugen.

Vergleicht man die koranischen Aussagen über Abraham mit der jüdischen Lehrtradition, dem Talmud, fallen einige Parallelen auf. Es sprich daher vieles dafür, dass Mohammed sein Wissen über Abraham größtenteils von den Juden seiner Umgebung erhielt. Er modifizierte dieses aber, indem er sein eigenes Schicksal als Verkünder Allahs auf Abraham projizierte. So betrachtete er Abraham als einen Gesandten Allahs, der einen isolierten Kampf gegen die Götzendiener in seiner Heimatstadt führte. Die Predigt Abrahams im Koran spiegelt im Wesentlichen die Predigt Mohammeds in Mekka wider.

Für Mohammed war Abraham wichtig, weil er erkannte, dass dieser vor Jesus und Mose lebte. Es ist anzunehmen, dass Mohammeds Bild von Abraham allmählich entstand. Anfangs war Abraham für ihn ein Zeuge des Schöpfergottes, doch im Laufe der Auseinandersetzungen mit heidnischen und jüdischen Gegnern wurde Abraham zum Kämpfer für die Einheit Allahs und somit zum vorbildlichen Muslim.

Mohammed sah in Abraham auch einen Gottgläubigen, der vor Jesus und Moses lebte und dennoch vollkommen war. Daraus schloss Mohammed, dass er nicht Jude oder Christ werden müsse, um ein guter Gottgläubiger zu sein, insbesondere angesichts seiner Unkenntnis der gottesdienstlichen Sprachen der Juden und Christen. Stattdessen suchte er eine arabische Gottesdienstsprache und eine arabische Gemeinde von Gottgläubigen.

Als die Juden und Christen seine Verkündigung ablehnten, nutzte Mohammed den Rückgriff auf Abraham, um seinen Islam als die wahre Religion Abrahams zu proklamieren und Judentum sowie Christentum als degenerierte Formen dieser Religion abzulehnen. Er machte Abraham sogar zum Stammvater der Araber, der zusammen mit Ismael die Kaaba in Mekka als Heiligtum für den einen Gott Allah errichtet habe. Mohammed verlegte somit die Geschichte Abrahams nach Zentralarabien, wofür es in der Bibel keinerlei Anhaltspunkte gibt.