Wilhelm Busch erzählt
Als ich während des Dritten Reiches wieder einmal zur Gestapo bestellt wurde, habe ich in einem Raum warten müssen, in dem lauter Aktenschränke standen. In den Schränken stapelten sich die Aktenbündel zu Bergen. Und aus jeder Akte hing eine Zunge heraus. Auf diesen Zungen standen die Namen: »Meier, Karl« oder »Schulze, Friedrich«. Als ich da so endlos lange warten musste zwischen den Aktenschränken, habe ich Gott gedankt, dass ich mein Leben nicht unter solchen Akten verbringen muss.
Und aus Langeweile fing ich an, die Namen zu lesen: »Meier, Karl«, »Schulze, Friedrich«. Auf einmal lese ich: »Busch, Wilhelm«! Da war ja eine Akte von mir!
Mit einem Schlage waren die Aktenschränke nicht mehr langweilig, das können Sie sich denken! Da war meine Akte! Ich hätte sie schrecklich gern mal herausgeholt und darin nachgesehen, was die Kerle über mich geschrieben hatten. Doch das riskierte ich nicht. Aber ich stand geradezu zitternd davor: »Meine Akte!«
Und sehen Sie: So ist es mir mit dem Kreuz Jesu gegangen. Es gab Zeiten in meinem Leben, in denen mir nichts langweiliger war als das Christentum, jeder Dujardin war mir interessanter – bis zu der Stunde, in der ich zum ersten Mal das Kreuz Jesu richtig sah: »Da geht es um meine Akte! Da ist von meiner Schuld und von meiner Errettung die Rede!« Seitdem ist das Kreuz Jesu das Interessanteste für mich.
Wilhelm Busch – Jesus unser Schicksal, S 67