Nachruf auf einen unbekannten Menschen

Er stand auf der Liste der 80 Personen . Wir kennen seinen Namen nicht. Für uns ist er ein unbekannter Mensch. Für seinen jüngeren Bruder war er „der große Bruder“, für seine ältere Schwester „der kleine Bruder“. Für seine Eltern ihr geliebtes Kind. Aber es heißt: er war ins kriminelle Millieu abgerutscht. Er übertrat Gesetze, führte ein Doppelleben, verlor sich in Heimlichkeiten, pflegte Kontakte zu denen, die als Staatsfeinde gesucht wurden und beging schließlich Verbrechen, die in seinem Land zu den schlimmsten im Strafgesetzbuch gehörten. Er war sich sicher: Wenn er so weitermachen würde, wenn er sein Leben nicht ändern würde, würden Arbeitslager und Todesstrafe sein Los sein, sollte er je den Gesetzeshütern in die Hände fallen. Aber, wie so viele Kriminelle, war er nicht bereit, sein Leben zu ändern.

Und dann geschah eines Tages das Unvermeidbare: Völlig überraschend stand die Polizei vor seinem Haus. Sie brauchten keinen Durchsuchungsbefehl. Sie durchsuchten alles und fanden schließlich das Objekt ihrer Suche: eine Bibel. Damit war das Todesurteil unseres „unbekannten Menschen“ schon so gut wie unterzeichnet.

Am 3. November 2013, wurde unser Unbekannter mit 79 anderen Kriminellen öffentlich hingerichtet und ihre Familien in Arbeitslager geschickt. Es war ein seltsamer Event, diese erste öffentliche Hinrichtung unter dem neuen, jungen Machthaber Nordkoreas, Kim Jjong-Un. Die 80 Todeskandidaten wurden auf 7 Städte verteilt. In der Hafenstadt Wonsan wurden einige von ihnen in einem vollen Stadion vor 10.000 Zuschauern erschossen, einige der Zuschauer waren noch Kinder.

Der unbekannter Bibelbesitzer, dem dieser Nachruf gilt, stand in einer Reihe mit angeblichen Prostituierten und mit solchen, die Nicht-nordkoreanische DVDs besaßen, darunter die Serie: Desperate Housewives und, nach unbestätigten Berichten, den Jesusfilm. Alles todeswürdige Vergehen in Nordkorea.

Unserem Bibelbesitzer war der Besitz einer Bibel mehr wert als sein eigenes Leben. Auch er betrachtete den Besitz des Wortes Gottes als todeswürdig – aber keinesfalls als Vergehen. Er fand, dass der Besitz des Wortes Gottes es wert war, dafür zu sterben.

Seit Jahren ist er jetzt bei Jesus, den er liebte und dem er treu geblieben ist. Seine Angst, sein Leiden und sein Versteckspiel ist jetzt vorüber. Seine Schmerzen, sein Hunger und seine unsichere Zukunft sind jetzt beendet, und seine Tränen werden getrocknet.

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