Philipp Mickenbecker starb am 9. Juni 2021. Sein Tod schlug ein wie eine Bombe. Das lag natürlich daran, dass er mit seinem Wesen und seiner authentischen Art, wie er mit seiner Krebserkrankung umging, hunderttausende in seinen Bann gezogen hatte. Aber es lag eben auch daran, dass er in seinen Videos immer wieder die Zusage Gottes proklamierte, er werde eine übernatürliche Heilung erfahren. Hatte sich Philipp Mickenbecker in seinem Gott getäuscht?
Immer wieder hat Philipp Mickenbecker über Erlebnisse berichtet, die er als Zusage Gottes an ihn verstanden hat. Zusagen, dass er nicht sterben werde, sondern auf übernatürliche Weise geheilt werden würde. Und so hat sein heldenhafter Tod, seine Art, die immer wieder diagnostizierten Rückschläge anzunehmen, gerade bei Christen, nicht nur Bewunderung und Anteilnahme hervorgerufen, sondern auch die Frage aufgeworfen, ob die Zusagen Gottes verlässlich sind.
Wahrscheinlich hat nicht nur Philipp Mickenbecker diese Erfahrung mit subjektiv empfundenen Versprechen Gottes gemacht. Und die Frage, wie sie unseren Umgang mit Gottes Wort prägen, bleibt ein Leben lang bestehen.
Ich will dazu ein Wort aus dem Römerbrief zitieren, das diese Frage berührt:
Abraham vertraute auf ihn, den Gott, der die Toten lebendig macht, und das, was nicht ist, ins Dasein ruft. Da, wo es nichts zu hoffen gab, gab er die Hoffnung nicht auf, sondern glaubte, und so wurde er der Vater vieler Völker. Es war ihm ja vorausgesagt worden „So zahlreich werden deine Nachkommen sein.“
Römer 4,17-18
Abraham wird uns in der gesamten Bibel als ein Glaubensvorbild präsentiert. Und nicht nur das, sondern er wurde zum geistlichen Vater all derer, die Gott glauben und ihr Leben auf seine Verheißungen stützen. Abraham glaubte, und das wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet.
Aber hat er die Erfüllung der Verheißung erlebt? Zwar hat er tatsächlich noch in hohem Alter einen Sohn bekommen. Aber er hatte von Ismael abgesehen, nur diesen einen Sohn. Die Erfüllung der Verheißung der unzähligen Nachkommen erfolgte erst nach seinem Tod. Viel später und eigentlich erst mit dem Kommen Jesu.
Hat er sich in Gott getäuscht?
Nein, denn für Gott gibt es keine Zeit. Die Verheißung ging tatsächlich in Erfüllung.
Hat er die Erfüllung der Verheißung erlebt?
Ja, denn nach seinem Tod lebt seine Seele doch weiter. Er kann die Erfüllung seiner Verheißung sehen.
Für Gott gibt es diese strikte Trennung zwischen unserem Leben auf dieser Erde und dem Weiterleben unserer Seele nicht. Sie ist ja auch nicht da. Sie scheint nur uns, die wir in unserem Körper leben, so drohend und begrenzend zu sein. Deshalb können wir nicht die Perspektive Gottes sehen. Noch nicht!
Aber der Übergang von diesem Leben in das Weiterleben nach dem Tod stellt für unseren Seelen überhaupt keinen Bruch dar. Unsere Seele verlässt unseren Körper. Sie wird befreit von den Zwängen dieses Daseins. Aber die Seele lebt einfach weiter. Es entsteht nichts neues. Vielleicht so wie bei einer Geburt, ein Kind nicht durch die Geburt ein Kind wird, sondern einfach aus der Enge heraustritt. Da ist völlige Kontinuität. Jeder Nahtodbericht beschreibt diesen Übergang wie selbstverständlich.
Ein Ehepaar hatte ein behindertes Mädchen, das im Alter von circa 9 Jahren starb. Und sie haben gesagt, jetzt kann sie tanzen und schaukeln, wie sie es immer wollte. All das was sie mit ihrem kranken Körper nicht konnte.
Hat sich Philipp Mickenbecker getäuscht. Nein, denn er ist geheilt in einem neuen, gesunden Körper. Nur wir hätten gerne einen eindrücklichen Beweis der Macht Gottes gehabt. Diese Hoffnung hat sich leider nicht erfüllt. Aber die Verheißung Gottes schon.