Einer kirchlichen Überlieferung nach wurde das Heilige Kreuz im Jahr 325 von Flavia Iulia Helena Augusta, der Mutter des römischen Kaisers Konstantin, zusammen mit drei Nägeln von der Kreuzigung und der Kreuzesinschrift in Jerusalem entdeckt und der größte Teil des Fundes nach Rom in ihren Palast gebracht. Handelt es sich bei der Tafel tatsächlich um die Tafel, die über dem Kreuz Jesu angebracht war? Und was stand darauf?
Helena vermachte diesen Palast mit dem Namen „Sessorianum“ später der Kirche, so dass daraus die Basilika Santa Croce in Gerusalemme wurde. Dort soll bei Umbauarbeiten 1492 die Reliquie mit der Hälfte der Inschrift und dem Siegel von Papst Lucius II. wiederentdeckt worden sein. Seitdem wurde sie als Originaltitel des Kreuzes Jesu gezeigt.
Die Holztafel besteht aus Nussholz, ist 687 Gramm schwer, 25 Zentimeter lang, 14 Zentimeter breit und 2,6 Zentimeter dick. Sie ist mit drei Zeilen beschrieben. Die erste Zeile enthält sechs nur teilweise erhaltene hebräische Buchstaben. Besser erhalten sind die zweite und dritte Zeile mit der griechischen und lateinischen Inschrift, deren lesbare Wörter lauten:
ΝΑΖΑΡΕΝΥΣ Β
US NAZARENUS RE
Diese beiden lateinischen und griechischen Zeilen sind untypischerweise von rechts nach links geschrieben wie das Hebräische oder Aramäische.
1995 wurden die Buchstaben der ersten Zeile als aramäisch ישו נצר מ מ (Jeschu nazara m m) identifiziert, wobei die Abkürzung m m für malkekem stehe: „Jesus Nazara euer König“. Geht man davon aus, dass das Schild von einem jüdischen Lohnschreiber im Auftrag des Pilatus verfasst worden ist, handelt es sich um das erste Stück Literatur über Jesus.
Das Holz ist von Insekten und Pilzen zerfressen. 1998 untersuchten mehrere Wissenschaftler (Michael Hesemann, Maria-Luisa Rigato und der Papyrologe Carsten Peter Thiede b und weitere) haben den Gegenstand und den Schrifttyp der Inschrift in das 1. Jahrhundert datiert.