Arius wuchs in begüterten Verhältnissen auf, war gebildet, wurde schließlich zum Mitglied des Leitungsteams der Gemeinde von Alexandria berufen. Nur wenige Jahre, nachdem der christliche Glaube legalisiert worden war, löste Arius die heftigste inhaltliche Kontroverse aus, die es bis dahin in der Christenheit gegeben hatte. Es ging um die zentralste aller Fragen: War Jesus wirklich Gott?
Nicht auf dieselbe Art Gott wie der Vater, behauptete Arius, sondern von ihm geschaffen und ihm untergeordnet. Auf den ersten Blick wirkte das plausibel, zumindest für alle, die mit dem komplizierten Konzept der Trinität Probleme hatten. Ein oberster Gott und ein Halbgott – das passte überdies viel besser zu den polytheistischen Vorstellungen, die im Römischen Reich immer noch gängig waren.
Die Lehre des Arius sorgte für so viel Aufregung, dass Kaiser Konstantin sich zum Einschreiten genötigt sah und das Nizäische Kirchenkonzil einberief. Arius wurde aus der Kirche ausgeschlossen. Er starb kurz darauf. Allerdings nahm er seine Thesen nicht mit ins Grab.
Es spricht viel dafür, dass der islamische Prophet Mohammed von arianischem Gedankengut beeinflusst war. Vor allem seit der Aufklärung gewann der Arianismus in der westlichen Christenheit an Einfluss. Die anglo-amerikanische Freikirche der «Unitarier», zu der unter anderem der Evolutionsforscher Charles Darwin gehörte, hat ein arianisches Gottesverständnis. Und auch im Deutschland des 21. Jahrhunderts halten viele Kirchenmitglieder Jesus nur für einen herausragenden Menschen und jedenfalls nicht für wesensgleich mit Gott. Und nicht zuletzt halten auch die Zeugen Jehovasx Jesus nur in diesem Sinne für göttlich.