Antoine de Saint-Exupery erzählt von einer Gruppe zahmer Gänse, deren Horizont nie weiter reichte als ihr Stall, ihr Fresstrog und der Weg zum Weiher. Das war ihre Welt.
Wenn zur Zeit des herbstlichen Vogelflugs Schwärme von Wildenten und Wildgänsen über ihre Köpfe hinweg ziehen, bleibt ihnen das nicht verborgen. An einem sonnigen Herbsttag zieht eine Kette von Wildgänsen in Dreiecksform über den Weiher, und es entsteht eine nervöse Bewegung unter den Hausgänsen. Sie beginnen, mit den Flügeln zu schlagen, die allerdings das Fliegen nie gelernt haben. Sekundenbilder entstehen in ihren kleinen Gänsehirnen. Bilder der Sehnsucht nach Wäldern, Seen und Bergen, nach geheimen Flugrouten, die zum Aufbruch in die Ferne locken. Der Ruf der Wildgänse weckt lang verschüttete Emotionen. Aber man ist zahm geworden und hat sich an das Leben in Gefangenschaft gewöhnt. Der Versuch zu fliegen bricht nach wenigen Augenblicken ab.
Die Freiheit der Wilden, die Unabhängigkeit der Zugvögel bleibt Wunschdenken und gerät erneut in Vergessenheit.