Die Bibel des Schuhmachers

Vor vielen Jahren erhielt ein armer Bettler eine Bibel. Er merkte bald, dass dieses Buch ein besonderes Buch war, das die meisten Leute in Frankreich gar nicht kannten. Und so kam ihm der Gedanke, er könnte jeweils gegen Bezahlung Teile davon vorlesen. Eines Tages kam er in den Laden eines alten Schuhmachers. Der Schuhmacher saß hinter seinem Tisch und arbeitete an einem Holzschuh. Der Bettler bat um ein Almosen.

„Ich bin genau so arm wie du!“ antwortete der Schuhmacher. Der Bettler hielt an: Dann gib mir wenigstens fünf Centimes, und ich will dir ein Kapitel aus der Bibel vorlesen.“ „Was für ein Buch ist dies?“ fragte der alte Schuhmacher ganz neugierig. „Ich habe noch nie von diesem Buch gehört.“ „Dieses Buch redet von Gott“, erklärte der Bettler mit feierlicher Stimme. Der alte Schuhmacher gab ihm die fünf Centimes und der Bettler setzte sich auf den großen Stein vor dem Laden und öffnete sein dickes Buch. Dann begann er zu lesen. Es war das 3. Kapitel des Johannes-Evangeliums. Der Schuhmacher hörte gespannt zu, so etwas war ihm ganz neu. Der eine Satz kam ihm nicht mehr aus dem Sinn: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“ Als der letzte Satz verklungen war, rief der Schuhmacher ganz aufgeregt: „Noch mehr! noch mehr! Lies weiter!“ „Nein, nein“, antwortete der Bettler, „für fünf Centimes reicht es nur für ein Kapitel!“
Der Schuhmacher griff in die Tasche und streckte dem Bettler weitere fünf Centimes entgegen. Der Bettler machte sich wieder bereit und las weiter, das 4. Kapitel des Johannes-Evangeliums. Erneut waren es die Worte des Herrn Jesus, die den Schuhmacher nicht mehr losließen.

„Wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird ewiglich nicht dürsten.“

Bald war das 4. Kapitel gelesen, der arme Schuhmacher hatte kein Geld mehr, er konnte nicht mehr bezahlen und darum auch nicht weiter hören. Da flehte er den Bettler an: „Sag mir doch, wo hast du das wunderbare Buch erhalten?“ „Bei einem Pfarrer in Nantes!“ war die kurze Antwort, der Bettler wandte sich um und zog weiter. Es waren etwa zwei Wochen vergangen. Eines Morgens trat der alte Schuhmacher vor seinen Sohn: „Ich überlasse dir die Werkstatt eine Zeitlang, ich gehe nach Nantes.“ „Nach Nantes? Was kommt dir in den Sinn, Vater? Der Weg ist viel zu weit für dich, über 90 Kilometer.“ „Ich weiß es“, erwiderte der Vater, „aber ich habe mich entschlossen, zu gehen. Nichts und niemand kann mich von meinem Vorhaben abbringen.“

Der alte Schuhmacher machte sich auf den Weg, zu Fuß, und kam nach einigen Tagen in der Stadt an. Sofort erkundigte er sich nach dem Pfarrer, er suchte überall, und nach langem fand er dessen Haus, wo Bibeln verkauft wurden. Er klopfte zaghaft an, und bald öffnete sich die Tür, und ein Herr stand vor ihm.„Was wünschen Sie?“ fragte er freundlich. „Mein Herr“, sagte der alte Schuhmacher, „man hat mir erzählt, dass man bei Ihnen ein Buch bekommen kann, das von Gott redet.“ „Wollen Sie eine Bibel haben?“ „Ja, das ist es. Ich hätte so gerne eine.“ „Wie viel darf sie kosten?“. „Kostet das auch etwas?“ fragte der alte Mann entsetzt. „Gewiss, wir geben die Bibeln nicht einfach so weg.“ „Ich kann keine Bibel kaufen, mein Herr. Ein Bettler sagte mir, dass Sie ihm eine geschenkt haben, und ich bin genau so arm wie er.“ „Woher kommen Sie, mein Freund?“ Der Schuhmacher nannte den Namen des Dorfes in dem er wohnte. Der Pfarrer wusste sofort, dass das Dorf weit von der Stadt entfernt war, und erkundigte sich: „Wie sind Sie hierhergekommen?“ „Zu Fuß!“ war die Antwort. „Wie kommen Sie wieder nach Hause?“ „Ebenfalls zu Fuß!“ Der Pfarrer wurde still. Was hatte doch dieser alte Mann auf sich genommen, um eine Bibel zu erbitten. Wie groß musste sein Hunger nach dem Worte Gottes sein! „Ich schenke Ihnen eine Bibel! Sagen Sie mir nur, ob Sie eine mit großen oder mit kleinen Buchstaben wollen.“ Tränen liefen über die runzeligen Backen des Schuhmachers, und mit zittriger Stimme stammelte er: „Ich kann nicht lesen! Aber meine Tochter kann lesen, und andere im Dorf können lesen. Geben Sie mir doch bitte dieses Buch!“ Der Pfarrer brachte dem alten Schuhmacher eine schön eingebundene, schwarze Bibel. „Nehmen Sie sie und lesen Sie fleißig darin!“

Der Alte bedankte sich herzlich, und dann machte er sich mit seinem kostbaren Schatz auf den Heimweg. Zu Hause angekommen lud er gleich alle seine Freunde und die Dorfbewohner ein. Wer lesen konnte, durfte ein Kapitel lesen, und die übrigen hörten mit größter Aufmerksamkeit zu. So ging es Abend für Abend. Das Wort Gottes drang tief in das Herz des alten Schuhmachers ein. Bald merkte er, dass es in seinem Herzen nicht in Ordnung war. Die Sünde belastete ihn. Eines Abends lasen sie wieder miteinander, sie begannen den ersten Johannesbrief. Und plötzlich hörte er die herrlichen Worte: „Das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, macht uns rein von aller Sünde.“ „Halt“, fiel er dem Lesenden ins Wort, „Noch einmal den letzten Satz, bitte!“ Der Leser wiederholte. „Das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, macht uns . . .“ Da hörte man die leisen Worte des alten Mannes: „Ja, … . auch mich, auch mich rein von aller Sünde.“
Ein Strahlen ging über sein welkes Gesicht, er hatte Frieden mit Gott gefunden. Nun war er bereit, zu sterben und seinem Gott zu begegnen. Der alte Schuhmacher musste nicht mehr lange auf diese Begegnung warten. Einige Wochen später lag er auf seinem Sterbebett.
Die Freude auf seinem Gesicht war nicht erloschen, im Gegenteil, sie war noch ausgeprägter zu erkennen. Um sein Bett standen die Dorfbewohner und seine ganze Familie. Er ermahnte sie alle zum letzten Mal:
„Jesus vergibt Sünde, setzt euer Vertrauen auf ihn!“
Durch das Lesen des Wortes Gottes und durch das Zeugnis des alten Schuhmachers fanden viele in diesem Dorf den Weg zu Jesus, der Sünden vergibt. (Aus…Evangeliums Posaune)zu sterben und seinem Gott zu begegnen. Der alte Schuhmacher musste nicht mehr lange auf diese Begegnung warten. Einige Wochen später lag er auf seinem Sterbebett.
Die Freude auf seinem Gesicht war nicht erloschen, im Gegenteil, sie war noch ausgeprägter zu erkennen. Um sein Bett standen die Dorfbewohner und seine ganze Familie. Er ermahnte sie alle zum letzten Mal:
„Jesus vergibt Sünde, setzt euer Vertrauen auf ihn!“
Durch das Lesen des Wortes Gottes und durch das Zeugnis des alten Schuhmachers fanden viele in diesem Dorf den Weg zu Jesus, der Sünden vergibt. (Aus…Evangeliums Posaune)