„Kurz vor seinem Tod las Dostojewskij seinen beiden Kindern die Geschichte von den beiden verlorenen Söhnen (Lukas 15) vor. „… vergesst nie, was ihr eben gehört habt. Habt unbedingtes Vertrauen auf Gott und zweifelt nie an seiner Gnade … Selbst wenn ihr ein Verbrechen begehen solltet, so zweifelt niemals an Gott. Bittet ihn um Vergebung, dann wird er sich freuen, so wie sich der Vater über die Heimkehr des verlorenen Sohnes freute.“
Hier klingen noch einmal zentrale Themen seiner großen Romane an: Ohne Reue, Umkehr und Vergebung kann der Mensch nicht von seiner inneren Zerrissenheit geheilt werden. Deshalb lässt Dostojewskij in den „Brüdern Karamasow“ den Staretz Sossima sagen: „Wenn nur die Reue in dir nicht erlahmt, so wird Gott alles verzeihen.“ Und zur Vergebung gehört nicht nur, dass man sie von Gott annimmt, sondern auch, dass man den anderen vergibt. „Lass dich von den Menschen nicht erbittern und ärgere dich nicht über Kränkungen … vergib im Herzen alles, söhne dich aus.“
Dr. Jürgen Spieß