Dietrich Bonhoeffer – Von guten Mächten wunderbar geborgen

Eine schöne Version des Liedes kommt von Glashaus und Moses Pelham.

Von guten Mächten treu und still umgeben,
behütet und getröstet wunderbar,
so will ich diese Tage mit euch leben
und mit euch gehen in ein neues Jahr.

Noch will das alte unsre Herzen quälen,
noch drückt uns böser Tage schwere Last.
Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen
das Heil, für das du uns geschaffen hast.

Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern
des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern
aus deiner guten und geliebten Hand.

Doch willst du uns noch einmal Freude schenken
an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
dann wolln wir des Vergangenen gedenken,
und dann gehört dir unser Leben ganz.

Lass warm und hell die Kerzen heute flammen,
die du in unsre Dunkelheit gebracht,
führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.

Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet,
so lass uns hören jenen vollen Klang
der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet,
all deiner Kinder hohen Lobgesang.

Von guten Mächten wunderbar geborgen,
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Ein Mann, der solche Worte schreiben kann, ist gewiss einer näheren Betrachtung nicht unwürdig. Vor allem vor dem Hintergrund, dass er sie niederschrieb in einer Zelle, in der er auf seinen Tod wartete. Er starb im KZ Flossenbürg. 1933 hatte er in London eine Predigt gehalten, es war der Ewigkeitssonntag in dem Jahr, als Hitler schon in Deutschland wütete. Er sagte über den Tod:

„Ob wir jung sind oder alt, das ist hier kein Unterschied. Was sind die zwanzig oder dreißig oder fünfzig Jahre vor Gott? Und wer weiß denn, wie nahe er schon vor dem Ziel ist? Dass das Leben erst anfängt, wenn es hier aufhört, dass alles nur Vorspiel ist vor dem geschlossenen Vorhang – das sollen Junge und Alte bedenken. Warum haben wir denn solche Angst, an den Tod zu denken? . . . Der Tod ist ja nur furchtbar für den, der Angst hat, der ihn fürchtet. Der Tod ist nicht wild und schrecklich, wenn wir nur still sind und an Gottes Wort halten. Der Tod ist nicht bitter, wenn wir nicht verbittert sind. Der Tod ist Gnade, Gottes größte Gnade, die er den Menschen, die ihm glauben, schenkt. Der Tod ist mild, der Tod ist süß, der Tod ist sanft, der Tod lockt mit himmlischer Gewalt, wenn wir nur wissen, dass es das Tor in die Heimat, in das Freudenzelt, in das ewige Reich des Friedens ist. … Wer weiß denn, dass das Sterben etwas Schreckliches ist? Wer weiß es denn, ob nicht die Ängste und Nöte des Menschen nur das Zittern und Schaudern vor dem Herrlichsten, Himmlischsten, Seligsten Ereignis der Welt ist? … Der Tod ist die Hölle und die Nacht und die Kälte, wenn ihn unser Glaube nicht verwandelt. Aber das ist ja das Wunderbare, dass wir den Tod verwandeln können.“

Es ist nicht so, dass er einfach nur von etwas sprach, ohne diese Worte auch eingelöst zu haben. In dem Moment als er starb, wies er eine solch ausgesprochene Ruhe aus, die selbst den Arzt des Kzs Flossenbürg beeindruckte. Dieser Arzt, Dr. H. Fischer-Hüllstrung, schrieb später über Bonhoeffer: „Auch an der Richtstätte selbst verrichtete er noch ein kurzes Gebet und bestieg dann mutig und gefaßt die Treppe zum Galgen. Der Tod erfolgte nach wenigen Sekunden. Ich habe in meiner fast 50jährigen ärztlichen Tätigkeit kaum je einen Mann so gottergeben sterben sehen.“