Vespasian (römischer Kaiser)

Vespasian (* 17. November 9 in Falacrinae; † 23. Juni[1] 79 in Aquae Cutiliae) war vom 1. Juli 69 bis zu seinem Tod römischer Kaiser. Er konnte den Bürgerkrieg und die Auseinandersetzungen um das Kaiseramt im Vierkaiserjahr 69 n. Chr. für sich entscheiden und wurde der erste römische Kaiser aus der flavischen Dynastie.

Münze mit dem Antlitz Vespasians, fotografiert im SMAC Chemnitz

Vespasian (voller Name Titus Flavius Vespasianus, 9–79 n. Chr.) war der Begründer der flavischen Dynastie und römischer Kaiser von 69 bis 79 n. Chr.


Herkunft und Aufstieg

  • Geboren: 17. November 9 n. Chr. in Falacrina bei Reate (Mittelitalien).
  • Familie: Entstammte keiner alten Senatorenfamilie, sondern dem Ritterstand – er war der erste Kaiser aus einem „neuen Geschlecht“.
  • Militärische Karriere: Diente unter Claudius bei der Eroberung Britanniens und später im Osten.
  • Jüdischer Krieg: Ab 66 n. Chr. führte er die römischen Truppen in Judäa gegen den Aufstand der Juden.

Kaiser im Vierkaiserjahr

  • Nach Neros Tod (68 n. Chr.) folgte eine chaotische Zeit: innerhalb eines Jahres herrschten Galba, Otho und Vitellius.
  • Vespasian, damals im Osten, wurde 69 n. Chr. von seinen Truppen zum Kaiser ausgerufen.
  • Mit Unterstützung aus Ägypten und Syrien setzte er sich durch und zog nach dem Sturz Vitellius nach Rom ein.

Herrschaft (69–79 n. Chr.)

  • Stabilisierung: Nach dem Bürgerkrieg stellte er Ordnung her, stärkte Finanzen und Verwaltung.
  • Steuerpolitik: Führte neue Steuern ein, u. a. die berühmte „Urinsammlungsteuer“ (pecunia non olet – „Geld stinkt nicht“).
  • Baupolitik: Begann mit dem Bau des Kolossalen Amphitheaters, das später als Kolosseum bekannt wurde.
  • Militärisch: Setzte seinen Sohn Titus zur Beendigung des Jüdischen Krieges ein – 70 n. Chr. fiel Jerusalem, der Tempel wurde zerstört.
  • Dynastie: Vespasian begründete die flavische Dynastie, die mit seinen Söhnen Titus (79–81) und Domitian (81–96) weiterging.

Tod

  • Gestorben: 23. Juni 79 n. Chr. in Aquae Cutiliae (bei Rieti).
  • Berühmte letzte Worte (ironisch):
    „Vae, puto deus fio!“ – „Wehe, ich glaube, ich werde ein Gott!“
    (Anspielung darauf, dass verstorbene Kaiser als Götter vergöttlicht wurden).

Bedeutung

  • Vespasian wird oft als pragmatischer, bodenständiger Kaiser beschrieben, der nach den Wirren der julisch-claudischen Zeit und dem Bürgerkrieg für Ruhe und Stabilität sorgte.
  • Er legte den Grundstein für den relativen Wohlstand und die Blütezeit unter seinen Söhnen.

Vespasian und die Bibel / frühes Christentum

  1. Zerstörung Jerusalems (70 n. Chr.)
    • Der Jüdische Krieg begann 66 n. Chr., als Vespasian Oberbefehlshaber war.
    • Während er 69 n. Chr. im Osten zum Kaiser ausgerufen wurde, führte sein Sohn Titus den Krieg weiter.
    • Im Jahr 70 n. Chr. eroberte Titus Jerusalem und zerstörte den Tempel.
    • Dieses Ereignis ist für Juden und Christen von größter Bedeutung:
      • Jesus hatte die Tempelzerstörung in den Evangelien vorhergesagt (z. B. Matthäus 24,1–2; Lukas 19,43–44; Lukas 21,6).
      • Die Erfüllung dieser Prophezeiung wird im Christentum oft als Bestätigung der Worte Jesu gesehen.
  2. Christen und Rom
    • In der Regierungszeit Vespasians festigte sich das Christentum weiter, besonders nach der Katastrophe für das Judentum.
    • Durch die Tempelzerstörung 70 n. Chr. trat das junge Christentum noch stärker als eigenständige Bewegung hervor, da es nicht mehr an den Tempelkult gebunden war.
  3. Verfolgungen
    • Unter Vespasian selbst sind keine gezielten Christenverfolgungen überliefert (im Gegensatz zu Nero oder Domitian).
    • Das Neue Testament berichtet nicht direkt von Vespasian, doch die Zeitumstände seiner Herrschaft bildeten den Hintergrund für viele Schriften des NT, insbesondere die Evangelien und die Offenbarung, die in den 70er Jahren n. Chr. niedergeschrieben wurden.