Mindestens seit 200 v. Chr. entwickelte sich im griechisch-ägyptischen Ptolemäerreich eine Tradition, die Jahwe, den Gott der Juden, mit dem ägyptischen Gott Seth identifizierte. Abweichend von früheren zoologisch vielfältigen Darstellungen wurde Seth ab der hellenistischen Periode als ein Mann mit einem Eselskopf dargestellt. Die griechische Praxis der interpretatio graeca, die Götter eines anderen Volkes den entsprechenden Göttern des eigenen Pantheons zuzuordnen, war von den Ägyptern nach ihrer Hellenisierung übernommen worden; dabei hatten sie Seth mit Typhon, einem Schlangenmonster, das wie ein Löwe brüllt, identifiziert.
Die Geschichte des Exodus in der hebräischen Bibel erzählt von den Juden als einem Volk, das vom Pharao verraten und unterjocht wurde, wofür Jahwe die Ägypter zehn Plagen unterwarf, die ihr Land zerstörten, den Nil verunreinigten und alle ihre erstgeborenen Söhne töteten. Die jüdische Migration innerhalb des hellenisierten ptolemäischen Königreichs in griechischsprachige ägyptische Städte wie Alexandria führte zur Entstehung der Septuaginta, einer Übersetzung der hebräischen Bibel ins Koine-Griechische. Darüber hinaus wurde die Geschichte des Exodus von Ezechiel dem Tragödianer ins Altgriechische übertragen: Dies geschah besipieslweise in Exagōgḗ, ein griechisches Theaterstück, das in Alexandria aufgeführt und von Ägyptern und Juden gesehen wurde. Die ägyptische Rezeption der Exodus-Geschichte war weitgehend negativ, da sie ihre Götter beleidigte und ihr Leiden lobte. So inspirierte sie ägyptische Werke, die die Geschichte nacherzählten, aber die Details veränderten, um die Juden zu verspotten und Ägypten und seine Götter zu preisen.
In diesem Zusammenhang sahen einige Ägypter Ähnlichkeiten zwischen den Handlungen und Eigenschaften Jahwes in der Erzählung und denen von Seth sowie eine phonetische Ähnlichkeit zwischen dem Namen Jahwes, wie er von hellenisierten Juden verwendet wurde, und dem koptischen Iō, lit. Esel‘, der damals als das Tier Seths angesehen wurde. Daraus entstand eine populäre Antwort auf den jüdischen Vorwurf, die Ägypter würden lediglich Tiere verehren, nämlich dass die Juden in Wahrheit selbst ein Tier, einen Esel oder einen eselköpfigen Mann, also Seth, verehrten.
Dieser Spott über die Juden verbreitete sich vom ägyptischen Milieu, das die Bedeutung des Esels im Zusammenhang mit Seth kannte, auf die übrige griechisch-römische Welt, die diesen Zusammenhang weitgehend ignorierte. In der berühmtesten Variante der Erzählungen über jüdische Onolatrie entdeckte Antiochus IV. Epiphanes, ein Seleukidenkönig, der für seine Plünderung des Jerusalemer Tempels berühmt war, angeblich, dass das Allerheiligste nicht leer war, sondern ein Eselsidol enthielt.
Nach dem Aufkommen des Christentums wurde derselbe Vorwurf auch gegen seine Anhänger erhoben. Am bekanntesten ist die früheste bekannte Darstellung der Kreuzigung Jesu, das Alexamenos-Graffito, auf dem ein Christ namens Alexamenos gezeigt wird, der einen gekreuzigten Gott mit einem Eselskopf anbetet.
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