William Golding – Herr der Fliegen

Das Buch „Lord of the Flies“ (deutsch: „Herr der Fliegen“) von William Golding ist ein dystopischer Roman, der sich mit den Abgründen der menschlichen Natur beschäftigt. Der Titel ist symbolisch gemeint – es geht nicht darum, dass jemand Fliegen hört, sondern um ein biblisches und mythologisches Bild:

„Herr der Fliegen“ ist eine Übersetzung von „Beelzebub“, einem Namen für den Teufel.


Inhalt in Kürze:

Eine Gruppe britischer Jungen im Schulalter überlebt einen Flugzeugabsturz auf einer einsamen Insel – ohne Erwachsene. Anfangs versuchen sie, eine Ordnung aufzubauen, wählen einen Anführer (Ralph) und sprechen über Regeln und Zusammenarbeit. Doch mit der Zeit zerbricht die Zivilisation:

  • Einige Jungen, vor allem unter der Führung von Jack, verfallen in Wilderheit und Gewalt.
  • Die Angst vor einem „Ungeheuer“ auf der Insel führt zu irrationalem Verhalten.
  • Ein Junge namens Simon erkennt, dass das wahre „Böse“ in den Menschen selbst liegt, nicht außerhalb.
  • In einem Wahnopfer wird ein Schweinekopf aufgespießt – dieser wird zum „Herrn der Fliegen“ – ein Symbol für das böse Prinzip in den Jungen selbst.

Simon halluziniert und glaubt, der Kopf spräche zu ihm – das ist die berühmte Szene, in der der „Herr der Fliegen“ „spricht“, nicht „summt“.

1. Herkunft des Namens „Beelzebub“:

Der Name Beelzebub stammt ursprünglich aus dem Alten Testament. Er geht zurück auf einen Gott der Philister namens Ba’al-Zebub, der in Ekron verehrt wurde (2. Könige 1,2–3).

  • Ba’al bedeutet im semitischen Sprachraum „Herr“ oder „Meister“.
  • Zebub bedeutet „Fliegen“ (Plural von „Fliege“) auf Hebräisch.

Ba’al-Zebub = Herr der Fliegen


2. Bedeutungswandel im Judentum und Christentum:

In jüdischer und später christlicher Überlieferung wurde Beelzebub zu einer Spottbezeichnung:

  • Ursprünglich war es ein Name für eine heidnische Gottheit.
  • Später wurde er von den Israeliten verächtlich umgedeutet: Statt „Ba’al-Zebul“ („erhabener Herr“) wurde daraus „Ba’al-Zebub“, also „Herr der Fliegen“ – Fliegen galten als ekelhaft und teuflisch.
  • Im Neuen Testament wird Beelzebub schließlich zu einer Bezeichnung für den Teufel (z. B. Matthäus 12,24).

3. Verbindung zum Buchtitel:

William Golding wählte „Lord of the Flies“ als Übersetzung und Anspielung auf Beelzebub:

  • Der aufgespießte Schweinekopf in seinem Roman, umschwärmt von Fliegen, wird zur dämonischen Gestalt.
  • Die Szene, in der dieser Kopf zu Simon „spricht“, symbolisiert das Böse im Menschender „Herr der Fliegen“ als Teufel in uns selbst.