Interview mit dem Emeritus für Patrologie, alte Kirchengeschichte und christliche Archäologie an der Universität Bonn Paul Dassmann. Darin zeigt er auch auf, dass es üblich war, den Leichnam nach einem Todesurteil ausgeliefert zu bekommen.
DIE WELT: Was sagen sie zu der Mutmaßung, Petrus sei in einem Massengrab beigesetzt worden?
Dassmann: Massengräber sind eine neuzeitliche Erfindung. Die Römer sind keine Massenmörder und auch keine Massenbestatter. Es sind sicher etliche Christen unter Nero hier umgekommen und hingerichtet worden. Tacitus, der heidnische Schriftsteller, spricht von einer großen Menge (ingens multitudo). Aber das spielt für uns, die wir Millionenstädte kennen, eine andere Rolle als damals. Die Römer waren sehr rechtsbewusst. Man konnte jemanden verurteilen und hinrichten, weil sie – aus der Sicht der Römer – gegen heidnische Gesetzte verstießen, die Götter nicht anerkannten, die Opfer nicht darbrachten, den Kaiser nicht in richtiger Weise respektierten. Demnach konnte man einen Christen hinrichten. Aber der Leichnam wurde nicht diskriminiert, den konnte man freibitten, genauso wie es Josef Arimatea beim Leichnam Jesu gemacht hat, und dann wurde er ordentlich bestattet.