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Zusammenfassung
Die Gestalt der Mirjam (Arabisch: Maryam) wird im Koran ohne Berücksichtigung der erzählerischen und überlieferungsgeschichtlichen Unterschiede zwischen den alt- und neutestamentlichen Traditionen dargestellt als Tochter Amrams („Imran“, Sure 3,35), die jedoch einen Pflegevater mit Namen „Zacharias“ erhält und als Mutter Jesu gilt (Sure 3,45). Ähnlich wird dieser Zusammenhang auch in Sure 19 hergestellt, die den Titel „Maryam“ trägt. Dort ist die Mutter Jesu gleichzeitig die Schwester Aarons (19,28-34).
Der Koran räumt der Mutter Jesu breiten Raum ein. Eine ganze Sure aus mittelmekkanischer Zeit, Sure 19, trägt ihren Namen. Dort wird berichtet, wie sie unter einer Palme einen Sohn namens ʿĪsā ibn Maryam (= zu dt.: Jesus, Sohn der Maria; Jesus von Nazaret) gebiert. Die aus dem gleichen Zeitraum stammende Sure 21 berichtet von der Jungfrauengeburt: „Und der, die ihre Keuschheit wahrte, hauchten Wir von Unserem Geist ein und machten sie und ihren Sohn zu einem Zeichen für die Welten.“ (21:91)
In Sure 3, die der medinischen Zeit zugerechnet wird, ist die Erwählung Marias durch Gott beschrieben: „O Maria, siehe, Gott hat dich auserwählt und gereinigt und erwählt vor den Frauen der Welten.“ (3:42) Ein Vers in Sure 5 wendet sich direkt gegen übertriebene Marienverehrung: „Und (damals), als Gott sagte: ‚Jesus, Sohn der Maria!‘ Hast du (etwa) zu den Leuten gesagt: ‚Nehmt euch außer Gott mich und meine Mutter zu Göttern!‘“ (5:116)
Die augenfälligste Übereinstimmung der koranischen Darstellung Maryams mit der christlichen Überlieferung zu Maria betrifft die Jungfräulichkeit der Mutter Jesu. Probleme ergeben sich allerdings hinsichtlich der genealogischen und zeitlichen Einordnung Maryams. Während sie einerseits in Sure 19:28 als „Schwester Haruns“, des biblischen Aarons, angesprochen wird und allgemein als Tochter ʿImrāns, des biblischen Amram, des Vaters von Mose erscheint, ist sie andererseits die Mutter Jesu‘ und wächst in der Obhut von Zacharias auf (3:37).