Marcus Antonius Felix (Zusammenfassung)

 war ein römischer Ritter und in den Jahren 52 bis 60 n. Chr. Prokurator von Judäa.

Regierung

Tacitus beschreibt das Regiment des Felix als äußerst despotisch. Zu seiner Zeit trat in Judäa ein falscher Prophet auf, den man „den Ägypter“ nannte. Dieser ägyptische Jude zog mit einer großen Anhängerschar zum Ölberg, um die Römer in einem endzeitlichen Gotteskrieg zu besiegen und ihnen die heilige Stadt Jerusalem zu entreißen. Felix brachte dem falschen Propheten allerdings eine vernichtende Niederlage bei. Ferner unterdrückte er messianische Aufstandsbewegungen mit harter Hand und stand Gerüchten zufolge, die Josephus kolportiert, in Verbindung mit dem Mord der Sikarier an dem Hohepriester Jonathan im Jahr 56. Die häufige Eskalation von Unruhen zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen in Caesarea und die brutale Niederschlagung jüdischer Proteste durch die römische Besatzung sind kennzeichnend sowohl für die sich steigernde allgemeine Unzufriedenheit im Vorfeld des Jüdischen Krieges als auch für den rücksichtslosen Regierungsstil des Felix.

Felix dürfte wie sein Bruder Pallas, der zu den einflussreichsten Freigelassenen am Hof des Kaisers Claudius gehörte, ursprünglich ein Freigelassener der Antonia minor gewesen sein.

Bibel

Die biblische Erzählung berichtet in Apostelgeschichte Kapitel 24, dass Felix den Apostel Paulus in Caesarea anklagen und für zwei Jahre in Schutzhaft nehmen ließ. Dabei soll er Paulus mehrfach im Gefängnis besucht und sich für dessen Lehre interessiert haben, allerdings aus selbstsüchtigen Motiven, da er gehofft haben soll, von Paulus Bestechungsgelder für eine Freilassung zu erhalten. Bei seiner Abberufung habe Felix den Gefangenen im Kerker zurückgelassen, „weil er den Juden einen Gefallen erweisen wollte“ (Apostelgeschichte 24,27). Vermutlich wollte er auf diese Weise Klagen der jüdischen Obrigkeit über seine Amtszeit beim Kaiser abwenden, die ihm, dessen Karriere unter den neuen politischen Verhältnissen in Rom (die Seilschaft der Freigelassenen hatte mit der Ermordung Kaiser Claudius‘ und dem Amtsantritt Neros ihren politischen Einfluss verloren) ohnehin beendet schien, gefährlich werden konnten.

Felix war mit drei Königstöchtern verheiratet, darunter mit Drusilla, einer Tochter von Herodes Agrippa I. und mit Iulia Drusilla, einer Enkelin des Antonius und der Kleopatra.

Felix


Der Prokurator der römischen Provinz Judäa, der Paulus nach seinem letzten Besuch in Jerusalem um das Jahr 56 u. Z. zwei Jahre lang gefangenhielt. Nach Tacitus teilten sich Felix und Cumanus einige Jahre in das Amt des Prokurators, und danach war Felix allein Prokurator von Judäa (Annalen, 12. Buch, Kap. 54). Josephus erwähnt nichts davon, daß Felix und Cumanus gemeinsam amtierten, weshalb die meisten Gelehrten sagen, Felix habe im Jahr 52 u. Z. das Amt als Prokurator angetreten (Jüdische Altertümer, 20. Buch, Kap. 7, Abs. 1; Geschichte des Jüdischen Krieges, 2. Buch, Kap. 12, Abs. 8). Jedenfalls konnte Paulus aufgrund der mehrjährigen Amtszeit des Felix zu ihm sagen: „Diese Nation [hat] dich seit vielen Jahren als Richter gehabt“ (Apg 24:10).

Weltliche Geschichtsschreiber sagen, Felix sei ein freigelassener Sklave gewesen, mit Vornamen habe er Antonius geheißen, Kaiser Claudius habe ihm und seinem Bruder Pallas die Freiheit gewährt und er sei ein grausamer und unmoralischer Beamter gewesen. Tacitus beschrieb ihn als einen Mann, der „in jeglicher Form von Grausamkeit und Willkür das Recht eines Königs in dem Geiste eines Sklaven ausübte“ (Historien, V, IX). Er soll für den Tod des Hohenpriesters Jonathan verantwortlich gewesen sein. Sueton schreibt, er sei mit drei Königinnen verheiratet gewesen (Kaiserbiographien, übersetzt von A. Stahr, 1961, Bd. 2, Abs. 28; E. Schürer, Geschichte des jüdischen Volkes im Zeitalter Jesu Christi, 1970, Bd. 1, S. 572, 573). Diese Beschreibung stimmt mit dem überein, was wir aus der Bibel über Felix erfahren.

Nach der Festnahme des Paulus fürchtete Claudius Lysias, der römische Militärbefehlshaber, um die Sicherheit seines Gefangenen, wenn dieser in Jerusalem bliebe; er brachte ihn daher eilig unter strenger Bewachung nach Cäsarea. Den Anklägern ‘gebot er, sich vor Felix gegen ihn auszusprechen’ (Apg 23:23-30). Fünf Tage später kamen der Hohepriester Ananias, ein gewisser Tertullus und andere aus Jerusalem und erhoben absurde Anklagen gegen Paulus. Felix, der bei dem Verhör den Vorsitz führte, zögerte seinen Urteilsspruch hinaus. Er ordnete an, daß Paulus in Gewahrsam bleibe, allerdings mit Hafterleichterungen, und daß es keinem der Freunde des Paulus verwehrt werden dürfe, ihm Dienste zu leisten.

Später ließ Felix „Paulus holen und hörte ihn über den Glauben an Christus Jesus an“. Bei dieser Gelegenheit, bei der wahrscheinlich auch Drusilla, die Frau des Felix, anwesend war, sprach Paulus „über Gerechtigkeit und Selbstbeherrschung und das kommende Gericht“. Darauf „geriet Felix in Furcht“ und sagte zu dem Apostel: „Für jetzt geh hin, ich werde dich aber, wenn ich eine gelegene Zeit finde, wieder holen lassen.“ Im Laufe von zwei Jahren ließ Felix Paulus häufig rufen und unterhielt sich mit ihm. Er hoffte dabei vergeblich, daß Paulus ihm Bestechungsgeld für seine Freilassung geben würde (Apg 24:24-27).

Die Juden waren über die Amtsausübung des Felix äußerst verärgert. Vermutlich im Jahr 58 u. Z. „bekam Felix den Porcius Festus zum Nachfolger; und weil Felix die Gunst der Juden erlangen wollte, ließ er Paulus gebunden zurück“ (Apg 24:27). Doch diese Geste von seiten des Felix heilte die Wunden, die er den Juden zugefügt hatte, nicht; auch hielt sie sie nicht davon ab, eine Abordnung nach Rom zu schicken, um dort einen Prozeß gegen ihn anzustrengen. Daß er nach seiner Abberufung nach Rom einer Bestrafung entging, ist nur dem Einfluß zuzuschreiben, den sein Bruder Pallas bei Nero als dessen Günstling hatte.

Tacitus Historien 5.8

Nach dem Tod oder der Machtbeschränkung der Könige überließ Claudius die Provinz Judäa römischen Rittern und Freigelassenen, unter denen Antonius Felix mit aller Grausamkeit und Willkür Königsrecht in Sklavengesinnung ausübte. Er heiratete Drusilla, die Enkelin der Kleopatra und des Antonius, so daß Felix Gatte der Enkelin ebendieses Antonius und Claudius der Enkel war.