Marcel Rebiai – Wo ist euer Glaube?

Rembrandt: Christus im Sturm auf dem See Genezareth
Rembrandt • Public domain

„Da traten sie zu ihm und weckten ihn; sie riefen: Meister, Meister, wir gehen zugrunde! Er stand auf, drohte dem Wind und den Wellen, und sie legten sich und es trat Stille ein. Dann sagte er zu den Jüngern: Wo ist euer Glaube?“

Lukas 8,24–25

Zurück in der Geschichte mit dem Seesturm lesen wir, dass die Jünger Angst bekamen und anfingen zu schreien. Wahrscheinlich schöpften sie sofort das Wasser aus dem Boot. Als sie merkten, dass sie dem Problem nicht beikamen, gingen sie zu Jesus.

Der Hilferuf der Jünger ist nicht ohne Vorwurf: „Wach auf, Jesus, wie kannst du schlafen, während wir zugrunde gehen?“ Empfinden wir nicht sehr oft in Zeiten, in denen wir in Not geraten, dass Jesus so abwesend ist, dass so, als interessiere er sich gar nicht für unsere Situation; er scheint gar nicht zu merken, dass wir unterzugehen drohen.

Wie oft haben wir das schon gedacht und mit Warum-Fragen um uns geworfen? Warum antwortest du nicht? Warum bist du so abwesend? Warum lässt du mich allein? Warum hilfst du mir nicht? Kurz: Warum schläfst du? Diese Fragen gehen dann oft in Anklage über: „Meister, fragst du nicht danach, dass wir umkommen?“ (Markus 4,38) „Ist dir mein Schicksal gleichgültig? Ich gehe zugrunde, und du bist schuld, weil du nicht eingegriffen hast!“ Die Jünger gehen mit ebendieser Anklage zu Jesus.

Diese Reaktion zeugt von Enttäuschung und Schmerz darüber, wie wenig seine Jünger sein Herz und seine Autorität kennen. Gott sei Dank kommen sie zu ihm. Aber das genügt nicht. Jesus sagt zu ihnen: „Wo ist euer Glaube?“ Wir können das auch anders formulieren: „Kennt ihr mich so schlecht? Bin ich euch so wenig bekannt? Habt ihr noch immer nicht verstanden, wer ich bin?“