Kennst du die Thomas Jefferson Bibel?

Vor fast 200 Jahren saß ein Mann mit einem Rasiermesser in der Hand über seiner Bibel. Vorsichtig schnitt er jene Passagen aus den Evangelien aus, die ihm für die Deutung Jesu wichtig waren; andere verwarf er. Die ausgewählten Passagen stellte er chronologisch neu zusammen, zu einer ganz persönlichen, aber so eng wie möglich an den Aposteln angelehnten Jesus-Biographie. Der fast 80-jährige Mann hatte im Leben praktisch alles erreicht. Er war Autor des Gründungsdokuments einer neuen Nation und ihr dritter Präsident gewesen; in seiner Heimat hatte er außerdem eine Universität gegründet. Sein Name war Thomas Jefferson …

Was die Jefferson-Bibel so bedeutsam macht: Ihr Besitzer war eine der Symbolgestalten der Aufklärung, aber auch ein Pionier der Religionsfreiheit. So suchte der durch und durch rationale Staatsmann sich jene Passagen aus den Evangelien aus, die Aussagen über Jesu Leben und Denken machten.

Diese Vorgehensweise von Jefferson ist ja auch heute voll im Trend, allerdings mit dem „Rasiermesser“ der Bibelkritik. Mit diesem „Rasiermesser“ wird heute der ganze Ratschluß Gottes gründlich seziert, so dass nur noch dass übrig bleibt, was dem „Zeitgeist“ angenehm erscheint.

Doch die ganze Bibel ist und bleibt Gottes zuverlässiges Wort. Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (1700 – 1760) stellte in seinem Lied „Herr, dein Wort, die edle Gabe“ folgende Frage: Wenn dein Wort nicht mehr soll gelten, worauf soll der Glaube ruhn?

Eine sehr berechtigte Frage. Unser Glaube ruht auf dem gesamten durch Gottes Geist geoffenbartem Wort, 66 Bücher, zusammengefasst in dem Heiligen Buch, welches verbreiteter ist denn je. Kein „Rasiermesser“, kein Verbot, kein Feuer, keine Katastrophe dieser Welt konnte dieses Buch vernichten und wird es je vernichten.

Thomas Jefferson (1743-1826), Verfasser der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung und dritter Präsident Amerikas, las das Neue Testament mit der Schere. Er schätzte die Person Jesu als weisen Menschen, aber alles Übernatürliche passte nicht in sein Gottesbild. So schnitt er jede Bibelstelle, die von der Jungfrauengeburt, der Gottessohnschaft Jesu, seinen Wundertaten und der Auferstehung sprach, heraus. Die Zusammenstellung des Rests wurde als die »Jefferson-Bibel« bekannt und unter dem Titel »Die Philosophie des Jesus von Nazareth« herausgegeben.

Die Wahrheit der Bibel war für Jefferson relativ. Er schuf sich einen Jesus nach seinen Vorstellungen und Bedürfnissen. Indem er Jesus alles dessen beraubte, was sein Wesen und Werk im Kern ausmachen, schnitt er sich selbst im wahrsten Sinne des Wortes von der wahren Bedeutung der biblischen Botschaft ab. Fortan vermochte er von Gott nur noch allgemein als von einer nicht näher bestimmten Vorsehung sprechen. Der in Jesus persönlich erfahrbare Gott der Liebe und Vergebung blieb ihm fremd und verborgen. Er schrieb: »Die Seele eines jeden Menschen gehört ihm allein. … Das Übel beginnt dann, wenn ein Mensch gezwungen wird, die Sorge um sein Seelenheil einem anderen zu überlassen.«

Herausgeschnitten hatte er offenbar auch die Stelle aus Lukas 12,20, die unmissverständlich deutlich macht, dass die Seele eines Menschen nicht ihm selbst gehört, sondern Gott, der sie zurückfordern wird. Wohl dem, der dem Wort der Bibel glaubt, dass kein Mensch sein eigenes Seelenheil bewirken kann, und der dann darauf vertraut, dass Jesus genau der ist, als der er dort beschrieben wird: Sohn Gottes, Retter, Heiland und Erlöser.