Justin der Märtyrer

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Justin war um das Jahr 100 in der Gegend geboren worden, in der Jesus die Samariterin am Jakobsbrunnen getroffen hatte. Hier wuchs er in wohlhabenden Verhältnissen auf. Die Begegnung mit Christen führte ihn zum Glauben an Jesus. Bald war er der brillanteste christliche Denker seiner Zeit.

Seine intellektuelle Stärke zeigte sich in der Niederschrift eines Streitgesprächs mit einem jüdischen Rabbi namens Tryphon. Dabei ging es vor allem darum, ob die hebräische Bibel voller Hinweise auf Jesus steckte oder nicht. Während der Rabbi auf den Kreuzestod von Jesus als wichtigstes Argument gegen dessen Göttlichkeit verwies («dass der Messias in so schmachvoller Weise am Kreuz gestorben sei, können wir Juden nicht einmal denken»), konterte Justin mit den vielen biblischen Prophezeiungen ebendieses stellvertretenden Opfertods.

Die Begegnung der beiden Männer war eine frühe Sternstunde des interreligiösen Dialogs. Beide blieben zwar bei ihren Überzeugungen, küssten sich aber beim Abschied.

Weit weniger freundlich verfuhren die römischen Christengegner mit Justin. Um das Jahr 150 richtete Justin eine ausführliche Glaubensverteidigungsschrift an den Kaiser Antoninus Pius. «Wir zahlen die Steuern noch pünktlicher als alle anderen», schrieb er. «Wir beten zwar nur Gott an, leisten euch aber sonst allen Gehorsam.» Justins Bemühen, die Christen vom Verdacht der Staatsfeindlichkeit zu befreien, blieb erfolglos.

Der nächste Kaiser Marcus Aurelius stand unter dem Einfluss von Philosophen, die in den Christen eine gefährliche jüdische Sekte sahen. Mit einem dieser Philosophen legte sich Justin in Rom an. Er verteidigte die Christen bei einer öffentlichen Debatte gegen den Vorwurf, Gotteslästerer und Atheisten zu sein. Welchen Verlauf die Debatte nahm, ist nicht bekannt. Jedenfalls wurde Justin anschließend genau für das verklagt, was er abgestritten hatte: staatsfeindliche Umtriebe. Der Bürgermeister von Rom, der philosophisch geschulte Stoiker Junius Rusticus, verurteilte ihn daraufhin zum Tode.