Andrew Brunson war als christlicher Missionar viele Jahre in der Türkei tätig. Im Jahr 2016 wurde er von der türkischen Regierung verhaftet – nicht aufgrund echter Schuld, sondern um politischen Druck auszuüben. Die Türkei versuchte, durch seine Festnahme einen Gefangenenaustausch zu erzwingen – unter anderem für den PKK-Führer Duran Kalkan.

Brunson verbrachte zwei Jahre im türkischen Gefängnis – zwei Jahre geprägt von Verzweiflung, Isolation und innerem Kampf. Immer wieder stellte sich ihm die existenzielle Frage: Wo ist Gott inmitten dieser Dunkelheit? Er erlebte Angst, Einsamkeit und auch geistliche Trockenheit – und doch wurde diese Zeit zu einem tiefgreifenden Prozess der Verwandlung und Festigung seines Glaubens.
Andrew Brunson ist mit OM (Operation Mobilisation) verbunden – und damit ein Bruder von mir. Sein Zeugnis aus dieser schweren Zeit, besonders sein Verhalten während der Verhöre und der öffentlichen Gerichtsverhandlungen, ist ein monumentales Zeichen des Glaubens. Es zeigt, wie Gott Menschen durch Leid formt, um sie zu seinen Zeugen zu machen – nicht trotz, sondern durch die Verfolgung hindurch. Am Ende wurde er wie durch ein Wunder auf Druck des damaligen US Präsidenten freigelassen.
Hier ein kurzer Auszug aus seiner Biographie God’s Hostage: deutscher Titel: Geisel für Gott“:
Nach meiner Verhaftung konnte ich mich mit meiner Mutter treffen und sie sagte zu mir:
„Von der Zeit Jesu bis heute haben seine Jünger um seinetwillen gelitten. Es gibt eine lange Reihe, die bis tief in die Vergangenheit zurückreicht – eine Reihe, die zweitausend Jahre lang ist. Mein Sohn, jetzt ist es an dir, in dieser Reihe zu stehen.“Und so sagte ich gegenüber dem Richter:
„Ich bin in all diesen gegen mich erhobenen Anklagepunkten unschuldig, aber ich weiß, warum ich wirklich hier bin: Um Jesu Christi willen habe ich das Privileg erhalten, nicht nur an ihn zu glauben, sondern auch um seinetwillen zu leiden. Ich wurde dazu berufen, Jesu Tod und Auferstehung zu verkünden. Das ist der Grund, warum ich leide. Aber ich schäme mich nicht.Jesus sagte: ‚Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und allerlei Böses gegen euch reden und dabei lügen. Seid fröhlich und jubelt; es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden. Denn ebenso haben sie verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind‘ (Matthäus 5,11–12 LUT).“
Der Richter unterbrach mich ungeduldig. „Sind Sie bald fertig?“
„Noch eine Minute, bitte!“, sagte ich und fuhr fort.
„Ich habe einen Auftrag erhalten – ich sollte um Jesu willen gefangen genommen werden. Es ist für mich sehr schwierig, von meinen Kindern und von meiner Frau getrennt zu sein. Ich war jetzt 22 Monate im Gefängnis. Aber ich ertrage diesen Auftrag um Jesu willen.“
Und ich erklärte:Gesegnet bin ich, denn um Jesu willen haben mir viele Menschen Unrecht getan, sie haben mich verfolgt, und ich leide jetzt.
Gesegnet bin ich, weil ich gewaltsam von meiner Frau und meinen Kindern getrennt wurde.
Gesegnet bin ich, denn jede Art von Lüge ist über mich erzählt worden, weil alle Arten von Verleumdung über mich gesagt wurden.
Gesegnet bin ich, denn ich bin im Gefängnis.Ich werde gewaltsam im Gefängnis festgehalten, ich will nicht dort sein. Aber ich entscheide mich dafür, bereitwillig um Jesu willen zu leiden. Und indem ich um seinetwillen leide, hoffe ich, für alle ein Beispiel für sein unvergleichliches Wesen darzustellen.
Und ich möchte, dass die Türkei weiß – ich bin seinetwegen hier.“
Ich setzte mich. Ich fühlte mich unbeschreiblich kühn. Die türkische Regierung hatte sich vorgenommen, mich zu zerquetschen, meinen Dienst zu vernichten, meinen Glauben zu brechen und andere Christen einzuschüchtern, damit sie nicht ihre Meinung sagen. Ich wusste, dass sie noch viel tun konnten, um mich zu verletzen, aber in diesem Moment hielt ich meinen Kopf hoch erhoben. Es war eine heilige Kühnheit.
War es das, was David fühlte, als er gegen Goliat antrat?Der Richter runzelte die Stirn. „Sie gehen jetzt zurück ins Gefängnis. Nächster Gerichtstermin ist in drei Monaten.“