Hunain ibn Ishāq * 808 in Hira im heutigen Irak; † 873 in Bagdad) war ein christlich–arabischer Gelehrter, Übersetzer und Arzt. Sein latinisierter Name lautet Johannitius. Er verfasste das älteste arabische Lehrbuch der Augenheilkunde.
Nach seinem Medizinstudium in Bagdad, wo Ḥunain ibn Isḥāq mit 16 Jahren ein wissbegieriger Schüler von Yuhanna ibn Masawaih (ebenfalls ein nestorianischer Christ) war, unternahm er eine Studienreise nach Alexandria in Ägypten, wo er Griechisch lernte. In Basra studierte er die arabische Sprache. Als nestorianischer Christ beherrschte er die syrische Sprache.
Nach seiner Rückkehr nach Bagdad arbeitete er im Haus der Weisheit in Bagdad, einem kulturellen Zentrum mit der wichtigsten damaligen Übersetzerschule, die durch den Kalifen al-Ma’mũn gefördert wurde. Im Auftrag von Yũhannã ibn Mãsawaih reiste ibn Ishãq mit Kollegen nach Syrien, Palästina und Ägypten, um dort antike Manuskripte der griechischen Wissenschaften, insbesondere Texte von Galenos, zu erwerben. Im Haus der Weisheit übersetzten er und seine Studenten die meist syrischen Versionen der klassischen griechischen Texte in die Arabische Sprache. Dadurch wurden diese Werke in der Arabischen Welt bekannt. Seine Übersetzungen zeichnen sich durch ihre hohe Qualität aus. Später wurde er auf den Posten des Chefarztes am Hofe des Kalifen al-Mutawakkil berufen; eine Position, die er bis zu seinem Lebensende innehatte. Zwischenzeitlich ließ ihn der Kalif ins Gefängnis sperren, da er sich weigerte, ein Gift herzustellen, welches für die Ermordung eines Feindes des Kalifen gedacht war.
Hunain Ibn Isaak spielte damit im 9. Jahrhundert am arabischen Kalifenhof eine ähnliche Rolle wie in der Bibel Daniel am Hof des Perserkönigs Darius. Hunain glänzte durch sein Wissen, bestach aber auch durch seine Integrität. Hunain kannte sich besser als jeder andere mit den Schriften von Platon, Aristoteles, Archimedes und Euklid aus. Viele davon übersetzte er selbst ins Arabische. Er profilierte sich auch als Mathematiker und verfasste ein mehrbändiges Werk zur Augenheilkunde.
Der Kalif berief ihn schließlich zu seinem Leibarzt. Zwischenzeitlich landete Hunain im Gefängnis. Er hatte sich geweigert, einen Feind des Kalifen zu vergiften. Neben Hunain arbeiteten noch viele andere Christen, aber auch Juden und Zarathustra-Anhänger, im «Haus der Weisheit» in Bagdad.