In 2 Sam 10 wird deutlich, dass David weiterhin in Frieden mit den Ammonitern leben möchte, der neue König jedoch misstraut David und stiftet einen Krieg an. Kapitel 11 beginnt mit der Zeitangabe „um die Jahreswende, zu der Zeit, in der die Könige in den Krieg ziehen“ (2 Sam 11,1). „Der Krieg mit den Ammonitern kann erst in der dafür günstigen Jahreszeit, in der Trockenperiode, wieder aufgenommen werden […]. Während der Regenzeit im Winter sind viele Wege unpassierbar“ (Stolz, 1981, 236). Es herrschte also Kriegsstillstand, der nun beendet ist und die Könige setzen den Krieg fort. Inhaltlich knüpft 2 Sam 11 direkt an der vorhergehende Kapitel an. Während in 2 Sam 10,18 berichtet wird, dass David sehr erfolgreich im Krieg ist, gibt 2 Sam 11,1 einen Hinweis darauf, dass er selber nicht mehr am Krieg beteiligt ist, sondern seine Armee alleine ziehen lässt. Diese Tatsache spiegelt zugleich einen Wendepunkt in DavidsHerrschaft wieder (vgl. Müllner, 1998, 114): Während in den Samuelbüchern zunächst fortlaufend über den Aufstieg Davids zum Herrscher berichtet wird, thematisiert 2 Sam 11 die Vergehen des König Davids. Statt seine Aufgaben als König wahrzunehmen und in den Krieg zu ziehen, bleibt David zuhause und bricht die Ehe von Batseba und Urija, der als tapferer Krieger für David das Land verteidigt. Schließlich geht David bis zum Äußersten und lässt Urija im Krieg umkommen, damit er Batseba legal ehelichen kann.
Anschließend endet das Kapitel 11 mit dem Hinweis, dass JHWH Davids Fehltritte missfallen. 2 Sam 12 knüpft daran nahtlos an, indem Davids Handeln in der Rede Natans kritisiert wird. Natan schildert die Konsequenzen, die Davids Handeln haben wird. Die Gewalt, die David ausübt, wird sich in seiner Familie fortsetzen. So steht 2 Sam 11 an der Nahtstelle zwischen den Erzählungen vom Aufstieg und den Erzählungen von der Thronnachfolge Davids