Die Flucht der Jünger Jesu aus Jerusalem im Jahre 66 n. Chr.

Wenn ihr aber Jerusalem von Heeren umzingelt seht, dann erkennt, dass seine Verwüstung nahe gekommen ist. 21 Dann sollen die in Judäa in die Berge fliehen; und die in der Stadt sollen hinausgehen und die auf dem Land nicht hineingehen. 22 Denn das sind die Tage der Vergeltung, da alles erfüllt wird, was geschrieben steht. 23 Wehe den Schwangeren und den Stillenden in jenen Tagen! Denn grosse Not wird sein auf Erden und Zorn über diesem Volk. 24 Und durch die Schärfe des Schwertes werden sie fallen und als Kriegsgefangene unter alle Völker zerstreut werden, und Jerusalem wird von den Völkern mit Füssen getreten werden, bis die Zeiten der Völker sich erfüllt haben.

Lukas 21,20-24

In den Schriften des jüdischen Geschichtsschreibers Josephus können wir lesen, wie sich Jesu Prophezeiung aus Lukas 21,20 f. ca. 35 Jahre später erstaunlich genau zu erfüllen begann.

Es gab unter den Juden viele Parteien, viele radikale Fanatiker, die zum Aufruhr gegen die römische Herrschaft hetzten. Im Jahre 66 n. Chr. wurden schließlich römische Legionen unter Cestius Gallus nach Jerusalem gesandt, um einen Aufstand niederzuwerfen und die Rebellen zu bestrafen. Seine Heere drangen bis zu den äußeren Stadtteilen Jerusalems vor und richteten überall Verwüstung an. Die meisten Bewohner zogen sich hinter die Stadtmauern zurück und bereiteten sich auf die Belagerung vor. Die große Masse wäre bereit gewesen, Cestius die Tore zu öffnen. Die Gruppe extremer Revolutionäre, die die Macht in den Händen hatte, wollte von einer Kapitulation jedoch nichts wissen. Die feindlichen Heere schlossen daher die Stadt ein. Darauf geschah etwas ganz Unerwartetes. 

Josephus berichtet:

Cestius (Gallus), der weder von der Verzweiflung der Belagerten noch von der Stimmung des Volkes Kenntnis zu haben schien (ein maßgeblicher Teil wollte bereits die Stadt übergeben), ließ plötzlich seine Soldaten den Rückzug antreten, gab, obwohl kein Missgeschick ihn getroffen, alle Hoffnung auf und verließ unbegreiflicherweise die Stadt.“ Die Römer zogen ab. Die Zeloten verfolgten sie und brachten ihnen schwerste Verluste bei. Während der acht Tage dauernden Verfolgung hatten die Jünger Gelegenheit, Jerusalem zu verlassen, ohne von den Römern oder den Zeloten gehindert werden zu können. Römer und Zeloten gingen nach Westen. Wohin sollten die Jünger fliehen? … Was sagte Jesus: … in die Berge! Die sind im Osten über dem Jordan. Die Jünger konnten sich allesamt ungehindert nach Pella retten, eine Stadt im Bergland auf der
anderen Seite des Jordans. Dort waren sie in Sicherheit. Als die Römer zurückkamen, eroberten sie zuerst die Landgebiete. Aber das Gebiet über dem Jordan, dort wo die Jünger waren, ließen sie unberührt.

Josephus

Geschichte des Jüdischen Krieges, Fünftes Buch, 5. Kap., 6, Zweites Buch, 19. Kap.,  7.