“In seinem 2023 erschienen Buch „Die Wiederentdeckung Gottes – Wie Kosmologie und Biologie einen Schöpfer erkennen“ widmet Meyer der Feinabstimmung im Universum ganze zwei Kapitel. Darin schildert er unter anderem, wie der bekennende Atheist Hoyle, der die Urknall-Theorie noch als „big bang“ verspottet hatte, dem Atheismus den Rücken kehrte, nachdem er in den 1950er Jahren das Ausmaß der Feinabstimmung entdeckte, das notwendig ist, damit sich Beryllium und Helium zu Kohlenstoff verbinden können. Hoyle’s Fazit: „Eine vernünftige Interpretation der Fakten legt nahe, dass ein Superintellekt mit der Physik ebenso wie mit der Chemie und Biologie gespielt hat und dass es keine nennenswerten blinden Kräfte in der Natur gibt. Die Zahlen, die man aus den Fakten errechnet, erscheinen mir so überwältigend, dass diese Schlussfolgerung nahezu außer Zweifel steht.“ Meyer zufolge gibt es neben den Parametern, die Hoyle entdeckte, noch ein Dutzend weiterer, die ähnlich feinabgestimmt sein müssen, damit das Universum Leben, unser eigenes eingeschlossen, ermöglicht. Oder um es mit den Worten des Astrophysikers Luke Barnes von der Western Sydney University, Co-Autor des Buches „A Fortunate Universe – Life in a Finely Tuned Cosmos“, zu sagen: „Das ganze System erscheint wohldurchdacht, wie etwas, das jemand geplant und erschaffen hat.“
Trotz intensiver Forschung hat kein einziger Wissenschaftler bis heute eine Erklärung dafür gefunden, wie Leben auf der Erde entstehen konnte. Selbst Dawkins räumte 2008 öffentlich ein, dass die Menschheit nicht wisse, wie Leben entstand. In seinem 1976 erschienenen Weltbestseller „Das egoistische Gen“ hatte er die Entstehung von Leben noch mithilfe von „Replikatoren“ erklärt. Molekülen, die sich in „der sogenannten Ursuppe“ „zufällig“ gebildet und die „außergewöhnliche Eigenschaft“ besessen hätten, „Kopien“ ihrer selbst herzustellen. Wie andere Neodarwinisten auch verlagerte Dawkins dabei die Prinzipien der Evolutionstheorie – zufällige Mutationen und natürliche Selektion, die zum Überleben der Bestangepassten führen – auf das Feld der Chemie. Nur funktioniert dies dort nicht. Wie der US-amerikanische Chemiker Charles Thaxton und seine Kollegen Walter Badley und Roger Olsen in „The Mystery of Life’s Origin“ darlegen, können chemische und physikalische Prozesse allein genauso wenig Leben erzeugen, wie Druckerschwärze und Papier in der Lage sind, ein Buch zu verfassen. Oder um es mit Stuart Kauffman zu sagen, einem US-amerikanischen Universalgelehrten, der „autokatalytische Systeme“ erforscht: „Wer behauptet, er wisse, wie das Leben auf der Erde vor ungefähr 3,45 Milliarden Jahren entstanden ist, ist ein Narr oder ein Schurke.“ „Autokatalytische Systeme“ sind laut Lennox geschlossene Systeme, „die ein sich selbst erhaltendes chemisches Reaktionsnetzwerk enthalten, in dem alle Moleküle sich gegenseitig aus einer zugrunde liegenden Nahrungsquelle katalysieren“. Ein Beispiel für ein solches System ist eine lebende Zelle. Lebende Zellen verarbeiten Informationen. Verschlüsselt gespeichert finden sie sich auf einem Makromolekül namens Desoxyribonukleinsäure, kurz DNS (engl.: DNA), im Zellkern. Die DNS besteht aus einer Kette einfacherer Moleküle, den Nukleotiden. Nukleotide bestehen aus einem Zucker-Molekül (Desoxyribose), einem Phosphatrest und einer Base, durch die allein sie sich unterscheiden. Derer gibt es vier: Adenin, Cytosin, Guanin und Thymin, kurz A, C, G, T. Während die DNS eines E.-coli-Bakteriums etwa 9,2 Millionen dieser Nukleotide umfasst, was einem Buch mit etwa 1.000 Seiten entspricht, sind es beim Menschen rund 3,5 Milliarden, weit umfangreicher als die „Encyclopaedia Britannica“. Und da der Organismus eines Menschen aus etwa 10 Billionen (= 1013) Zellen besteht und die im Zellkern dreidimensional gefaltete DNS eine Länge von jeweils rund zwei Metern aufweist, beträgt die Gesamtlänge der dort gespeicherten Informationen rund 20 Milliarden Kilometer. Bei den in der DNS gespeicherten Informationen handelt es sich nicht um x-beliebige, sondern um funktionale Informationen. Ohne auf die komplexen Mechanismen einzugehen, mittels derer diese ausgelesen werden, enthalten sie präzise Anweisungen für die Herstellung von Proteinen, die der menschliche Organismus zu seinem Erhalt benötigt. So sorgen Strukturproteine für den Aufbau neuer Haut-, Haar-, Knorpel- oder Muskelzellen, während Transportproteine Sauerstoff aus den Lungen durch das Blut in die Organe befördern. Als Enzyme beschleunigen sie den Stoffwechsel im Organismus, während sie ihn als Antikörper vor Eindringlingen wie Bakterien oder Giftstoffen schützen. Laut Meyers Berechnungen ist die Wahrscheinlichkeit, dass in einem präbiotischen Milieu „auch nur ein einziges funktionales Protein“ zufällig produziert wird, nicht höher als 1:10164. Zum Vergleich: Die Wahrscheinlichkeit, sechs Richtige im Lotto zu erzielen, beträgt etwa 1:107.
Selbst der New Yorker Philosoph und bekennende Atheist Thomas Nagel räumte bereits 2012 in „Geist und Kosmos – Warum die materialistische neodarwinistische Konzeption der Natur so gut wie sicher falsch ist“ ein, dass es keine „realisierbare Darstellung, nicht einmal eine rein spekulative“ gebe, die erkläre, „wie ein System, das so erstaunlich funktional komplex und informationshaltig ist wie eine sich selbst reproduzierende Zelle … allein durch chemische Evolution aus einer toten Umwelt hervorgegangen sein könnte“. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Und dafür gibt es einen Grund: Nach Ansicht von Lennox und Meyer erfordern spezifische, funktionale Informationen ausnahmslos einen intelligenten Urheber. Anders formuliert: Wer behauptet, ein vergleichsweiser einfacher Organismus wie der eines E-Coli-Bakteriums mit seinen 9,2 Millionen Nukleotiden könne zufällig entstanden sein, kann genauso gut postulieren, Stürme könnten, wenn sie oft genug über Autofriedhöfe hinwegfegen, auch einmal einen funktionsfähigen, vollgetankten Ferarri Testarossa mit passendem Schlüssel im Zündschloss zurücklassen. Ähnliches gilt für das Bewusstsein. Wie Lennox schreibt, hätten die Neurowissenschaften „beeindruckende und wertvolle Fortschritte bei der Korrelation von geistiger Aktivität mit elektrochemischer Aktivität in der Großhirnrinde gemacht“. Etwas anderes wäre es jedoch, erstere auf letztere zu reduzieren. Und in der Tat: Ließe sich Mentales auf physikalische und chemische Prozesse reduzieren, wäre die Fähigkeit, sich selbst sowie Tätigkeiten des Verstandes wie Denken, Verstehen, Planen, aber auch Emotionen wie Freude und Angst, wahrnehmen und steuern zu können, eine Illusion. Nur: Wäre sie dies, wäre die Behauptung, dies „entdeckt“ zu haben, auch eine. Mit der Folge, dass sich „die Welt des rationalen Diskurses“, wie der 2021 verstorbene britische Physiker John Polkinghorne anmerkte, „in das absurde Geplapper feuernder Synapsen“ auflöse.
Polkinghorne selbst ist ein Beispiel dafür, dass seriöse Wissenschaft und der Glaube an einen Schöpfergott Hand in Hand gehen können. Der spätere Templeton-Preisträger gab seinen Lehrstuhl in Cambridge auf, um Priester der Church of England zu werden. „Die Wissenschaft“, erklärte er, „erforscht die rationale Transparenz und Schönheit der Welt, die das Zeichen ihrer Schöpfung durch das göttliche Wort (den Logos) ist, der sowohl der Grund der Vernunft als auch der Realität ist.“ Stefan Rehder/Die Tagespost