Der Widerstand von Christen im römischen Reich

Quelle: Marcus Cornelius Fronto (ca. 100–170 n. Chr.)

Der Text ist nicht vollständig überliefert, sondern in der christlichen Schrift „Octavius“ des Minucius Felix (Ende 2. Jh.) zitiert.
Dort wird eine pagan-römische Sicht auf die Christen wiedergegeben – voller Abneigung, aber mit erkennbarem Respekt vor ihrer Standhaftigkeit.

Die Stelle lautet (sinngemäß in Übersetzung):

„Sie verachten die Strafen, die auf sie warten; ja, sie gehen geradezu triumphierend in den Tod.
Dies zeugt von einer verhängnisvollen Hartnäckigkeit, aber auch von einer Art Stärke des Geistes.“
(nach Minucius Felix, Octavius 8–9; Anspielung auf Fronto)

Der heidnische Redner Caecilius Natalis (der hier die römische Position vertritt) beschreibt die Christen als:

„Ein Haufen elender Leute, die sich der Strafen rühmen, die sie verdienen,
und sich für unsterblich halten, wenn sie hingerichtet werden.“

Das ist der klassische römische Spott über Märtyrer – und zugleich die Anerkennung ihrer Furchtlosigkeit.


  1. Historischer Kontext

Fronto war der Rhetoriklehrer von Mark Aurel und verfasste eine Schrift „Gegen die Christen“, die verloren ist, aber durch Minucius Felix teilweise paraphrasiert wird.

Der Text spiegelt die Haltung vieler römischer Intellektueller im 2. Jh.:

Verachtung wegen der vermeintlichen „Aberglauben“ und „Sozialgefährdung“ der Christen,

gleichzeitig Faszination über ihre Bereitschaft, für ihren Glauben zu sterben, ohne Furcht zu zeigen.


  1. Weitere römische Parallelen

Auch Epiktet (um 110 n. Chr.) äußert sich ähnlich, wenn er über Märtyrer spricht:

„Wie ist es möglich, dass jemand den Tod verachtet? […]
Sie tun es, weil sie eine Überzeugung haben, die stärker ist als der Tod.“
(Epiktet, Diatriben IV,7,6–7)

Und Lucius Annaeus Seneca (1. Jh.) – obwohl kein Christenhasser – beschreibt den Weisen,
der „in den Tod geht, als ginge er nach Hause“ (Ep. 30,18),
eine Haltung, die später bei römischen Beobachtern mit dem Verhalten von Christen verglichen wurde.


  1. Zusammenfassung

Der römische Blick war also doppelt:

Hass und Spott über den „Aberglauben“ der Christen,

Achtung oder zumindest Staunen über ihre Todesverachtung und innere Festigkeit.

Das klassische Zitat (Minucius Felix, Octavius 9,6) bringt es auf den Punkt:

„Sie lieben das Unglück, sie fürchten den Tod nicht; sie begehren Strafen, als seien sie Ehre.“