Die Ironie könnte nicht größer sein. Ausgerechnet im Jahr 2022 als die Jahreslosung lautet: „Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“, führten viele Kirchen die 2G Regelung ein und wiesen damit mehr Menschen ab, als jemals zuvor in der Kirchengeschichte. Es scheint als hätten die Worte, die man ja geradezu als prophetischen Ausspruch verstehen könnte, für die Verantwortlichen der Kirchen keinerlei Relevanz.
In einem Artikel unter der Überschrift „Der Geist der Furcht“ in der Zeitung “ Die Zeit“ setzt sich Maren Wurster mit der Frage auseinander, ob eine 2G Regelung eigentlich mit dem Verhalten Jesu beispielsweise Leprakranken gegenüber in Einklang zu bringen ist.
Die Jahreslosung 2022 der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft lautet denn auch: „Jesus Christus spricht: Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.“ Und in seiner Neujahrsansprache 2022 hebt der Theologe und Schriftsteller Eugen Drewermann das Außergewöhnliche von Jesus hervor. In der altisraelischen Gesellschaft sei keine Krankheit so gefürchtet gewesen wie Lepra. Niemand wollte mit den Kranken in Kontakt kommen, sie mussten vor den Stadttoren ihr Dasein fristen. Doch Jesus ging auf einen Aussätzigen zu, legte ihm die Hände auf und heilte ihn. Drewermann betont den körperlichen und sinnlichen Aspekt der Nächstenliebe. Es ist eine Handlung, die mich tief berührt. Denn sie zielt auf die Verbundenheit der Menschen, auf das, was ihre Menschlichkeit ausmacht.
Maren Wurster