Der 12 jährige Jesus im Tempel nach dem Kindheitsevangelium des Thomas

19 Jesus war zwölf Jahre alt, da zogen seine Eltern wie jedes Jahr zusammen mit anderen Menschen nach Jerusalem zum Passahfest. Nach den Festtagen reisten sie wieder nach Hause. Sie waren schon unterwegs, als Jesus heimlich nach Jerusalem zurückkehrte. Seine Eltern waren der Meinung, dass er sich den Reisegefährten angeschlossen habe. Sie suchten ihn daher erst am Ende des ersten Tages bei ihren Verwandten und Bekannten. Sie wurden traurig, als sie ihn nicht fanden, und kehrten in die Stadt zurück, um ihn zu suchen. Nach drei Tagen fanden sie ihn im Tempel.

Da saß er mitten unter den Lehrern, lauschte deren Ausführungen und stellte ihnen Fragen. Alle wunderten sich, wie dieser Zwölfjährige den Schriftgelehrten und Lehrern des Volkes das Gesetz und die Worte der Propheten erklärte, sodass sie völlig sprachlos waren. Seine Mutter Maria trat auf ihn zu und sagte: „Ach, Kind, warum hast du das getan? Wir suchen dich verzweifelt!“ Jesus erwiderte: „Warum habt ihr mich denn gesucht? Ihr hättet doch wissen müssen, dass ich im Haus meines Vaters bin!“

Die Pharisäer und Schriftgelehrten fragten Maria: „Bist du seine Mutter?“ Sie bejahte. Sie sagten zu ihr: „Beglückter bist du als alle anderen Frauen, denn Gott hat dein Kind gesegnet. Eine solche Herrlichkeit, Haltung und Weisheit haben wir noch nie gesehen oder gehört.“ Jesus stand auf, folgte seiner Mutter und ging mit seinen Eltern. Seine Mutter behielt alles in Erinnerung, was sich zugetragen hatte. Jesus aber entwickelte sich. Er wurde immer angesehener, älter und weiser. Ihm gebührt die Herrlichkeit für immer. Amen.