Das Verhältnis des Herodes Antipas zu Phasaelis

Herodes Antipas war verheiratet mit Phasaelis, der Tochter des Nabatäer-Königs Aretas IV. Später vermählte er sich noch mit Herodias, der Frau seines Halbbruders Herodes Boethos (Josephus, Antiquities 18.109–110 Mark 6:17), der im Neuen Testament „Philippus“ genannt wird (wohl ein Beiname, Mk. 6,17). In diese hatte er sich während eines gemeinsamen Aufenthaltes in Rom mit seinem Bruder Philippus verliebt. Dort hatten Herodias und Herodes Antipas vereinbart zu heiraten nachdem sich Herodes von seiner Frau Phasalies scheiden hat lassen.

Phasalies erfuhr aber von diesen Plänen und bat Herodes Antipas in die Grenzfestung Machareus zu ziehen, von wo sie zu ihrem Vater Aretas IV flüchtete.

Um diese Zeit gerieten Aretas, der König von Peträa, und Herodes aus folgender Veranlassung in Streit. Herodes der Tetrarch hatte des Aretas Tochter geheiratet und lebte mit ihr schon lange Zeit. Als er nun nach Rom reiste, kehrte er bei seinem Stiefbruder Herodes, dem Sohne der Tochter des Hohepriesters Simon, ein. Hier fasste er eine so heftige Neigung zu dessen Gattin Herodias, die ihres gemeinschaftlichen Bruders Aristobulus Tochter und Agrippas des Großen Schwester war, dass er mit dem Plan umging, sie zur Ehe zu nehmen. Herodias war damit einverstanden, und so kamen sie überein, dass sie gleich nach seiner Rückkehr aus Rom in sein Haus kommen solle, jedoch unter der Bedingung, dass er des Aretas Tochter verstoße. Herodes sagte das zu und reiste dann nach Rom weiter. Als er hier mit der Erledigung der infrage stehenden Angelegenheiten fertig war und nach Hause zurückkehrte, verlangte seine Gattin, die von der Abmachung mit Herodias Kenntnis erlangt hatte, nach Machaerus, einer auf der Grenze zwischen dem Gebiete des Herodes und dem des Aretas gelegenen Festung, gebracht zu werden, ohne von der Absicht, die sie dabei leitete, etwas verlauten zu lassen. Herodes erfüllte ihren Wunsch und ahnte nicht im entferntesten, dass sie um sein Vorhaben wusste. Sie aber hatte schon früher nach Machaerus geschickt, das damals unter der Botmäßigkeit ihres Vaters stand. Als sie nun dort ankam, fand sie alles zur Weiterreise Erforderliche von dem Befehlshaber der Festung vorbereitet, brach daher gleich nach Arabien auf und gelangte, von einem Festungskommandanten zum anderen geleitet, in kurzer Zeit zu ihrem Vater, dem sie des Herodes Plan mitteilte. Daraufhin brachen die Feindseligkeiten aus, noch verschärft durch einen gleichzeitigen Streit um die Festsetzung der Grenzen von Gamalitis, und nachdem beide Fürsten ihre Streitmacht aufgeboten hatten, kam es zum Kriege, zu dem beide, statt selbst mit auszurücken, ihre Feldherren entsandten. Gleich beim ersten Zusammenstoß ward des Herodes ganzes Heer aufgerieben, da es von einigen Überläufern aus der Tetrarchie des Philippus, die unter Herodes Kriegsdienste leisteten, verraten wurde. Herodes gab davon sogleich dem Tiberius briefliche Nachricht, der nun, entrüstet über des Aretas Beginnen, dem Vitellius befahl, den Araber mit Krieg zu überziehen und ihn entweder lebendig in Fesseln ihm vorzuführen oder ihm seinen Kopf zu senden.

Josephus: Jüdische Altertümer Kap.18, 5, (Josephus in Jüd. Alt. XVIII,5,1-2).

Die Beziehung zwischen Herodes Antipas und Aretas war bereits wegen Landstreitigkeiten belastet, die Heirat mit Herodias kränkte Aretas zusätzlich. Nachdem Phasaelis nun sicher bei ihrem Vater war, konnte Areats IV Herodes Antipas den Krieg erklären. Dies geschah im Jahre 36, ein Jahr vor dem Tod von Tiberius, dem Förderer von Herodes Antipas. Herodes drohte diesen Krieg zu verlieren weshalb er sich Truppenverstärkung von Tiberius erbat. Lucius Vitellius der Statthalter von Syrien sollte 2 Legionen zur Verfügung stellen. Nachdem die Nachricht vom Tod des Tiberius eintraf, rief Vitellius die Truppen zurück, denn es fehlte ihm dann der kaiserliche Auftrag. Josephus schreibt, dass es sich hierbei lediglich um einen Vorwand handelte, denn er wollte nicht mit Herodes Antipas wegen einer früheren Verletzung kooperieren.

Vitellius also rüstete sich zum Kriege gegen Aretas, zog zwei Legionen Schwerbewaffnete, alle dazugehörige leichte Mannschaft sowie die von den verbündeten Königen gestellte Reiterei an sich, eilte auf Petra zu und gelangte zunächst nach Ptolemaïs. Als er aber von hier aus mit seinem Heere durch Judäa marschieren wollte, kamen ihm die vornehmsten Männer entgegen und baten ihn, diesen Weg nicht zu benutzen, da es nach ihrem Gesetze verboten sei, Bilder, deren sich viele auf den Feldzeichen befanden, durch das Land zu tragen. Vitellius gab diesen Bitten nach, änderte seine Absicht, ließ sein Heer durch die große Ebene* ziehen und begab sich selbst mit dem Tetrarchen Herodes und seinen Freunden nach Jerusalem, um hier, weil gerade ein jüdisches Fest bevorstand, Gott ein Opfer darzubringen. Als er daselbst anlangte, bereiteten ihm die Juden einen ehrenvollen Empfang. Er hielt sich dann drei Tage in Jerusalem auf, setzte während dieser Zeit den Hohepriester Jonathas ab und übertrug die Würde an dessen Bruder Theophilus. Als er dann am vierten Tage einen Brief aus Rom erhielt, der ihm den Tod des Tiberius meldete, verpflichtete er sogleich das Volk eidlich für Gajus (Caligula). Hierauf berief er das Heer zurück und ließ dasselbe Winterquartiere beziehen, da er jetzt nach des Gajus Thronbesteigung keine Vollmacht zur Kriegführung mehr zu haben glaubte.

Josephus: Jüdische Altertümer Kap. 28, 5

Josephus berichtet, dass sich Phasaelis vor dem Tod des Philippus im Jahre 27 selbst scheiden ließ (Antiquities of the Jews Book 18, chapter 5, paragraph 4).