Für die Flüchtlinge aus dem «Gelobten Land» wird die Zeit in Ägypten schwer gewesen sein, und oft werden sich Maria und Josef gefragt haben, warum Gott ausgerechnet den Eltern des Messias so viel Leid zumutet.
In Ägypten nehmen die Spannungen zwischen der Bevölkerungsmehrheit und den jüdischen Bewohnern zu dieser Zeit dramatisch zu. Die Geschäftstüchtigkeit von erfolgreichen Juden wie dem Philo-Bruder Alexander sorgt für Neid. Außerdem reklamieren die Juden erfolgreich einige Privilegien für sich. Als einzige Volksgruppe haben sie einen freien Tag, den Sabbat; ihre Söhne sind vom Militärdienst ausgenommen und auch von den Opferungen für den Kaiser. Der Unmut der nicht-jüdischen Bevölkerung wächst. Man beschimpft die Juden als unerwünschte Zuwanderer, die es sich auf Kosten der Einheimischen gutgehen lassen.
Nur wenige Jahre nach Jesu Tod und Auferstehung entlädt sich der Zorn des Mobs in einem Massaker an den Juden.
Nicht nur aufgrund der spürbaren Spannungen zwischen Juden und Nicht-Juden hat Josef es eilig, seine Familie zurück nach Israel zu bringen. Wie viele Monate oder gar Jahre die Jesus-Familie im Exil verbracht hat, verraten die Evangelisten nicht. Matthäus berichtet von einem erneuten Traum des Josef. Wieder erscheint ihm ein Engel und befiehlt ihm die Rückehr in die Heimat.
Herodes ist inzwischen tot. Sein Erbe ist sein Sohn Archelaos. Der gilt zwar als weniger intelligent als sein Vater, steht ihm aber in puncto Brutalität kaum nach.
Markus Spieker, Jesus eine Weltgeschichte S. 197