“„Am Mittwoch wird in der Nähe von Dachau das erste Konzentrationslager mit einem Fassungsvermögen für 5000 Menschen errichtet werden. Hier werden die gesamten kommunistischen und sozialdemokratischen Funktionäre, die die Sicherheit des Staates gefährden, zusammengezogen.“
Diese Mitteilung machte Heinrich Himmler am 20. März 1933 im Verlauf einer Pressekonferenz in München. Kaum hatten die Nationalsozialisten Anfang des Jahres die Macht übernommen, begannen sie, ihre politischen Gegner auszuschalten. Die nach dem Reichstagsbrand erlassene Notverordnung zum Schutz von Volk und Staat erlaubte dem NS-Regime, Andersdenkende willkürlich für unbestimmte Zeit einzusperren. Anfang März erklärte Adolf Wagner, NSDAP-Gauleiter von München:
„Wir werden nun dafür sorgen, dass nunmehr sowohl in München als auch in Bayern der bisher lax geführte Kampf gegen den Bolschewismus aufgenommen wird. (Bravo.) Noch vorgestern sah ich hervorragende bayerische Kommunistenführer frei in München herumlaufen. (Pfui.)“
Der Reichsführer der SS, Heinrich Himmler, ließ als neuer Polizeipräsident von München die Pressehäuser von KPD und SPD überfallen, Gewerkschaftszentralen plündern und Tausende von Regimegegnern verhaften:
„SA und SS, wir sind Soldaten, und als Soldaten wissen wir aus Überzeugung, dass nur der Gegner nicht mehr schadet, der tot und der vernichtet ist.“
Allein vom 9. bis 13. März 1933 wurden in Bayern über 5000 Personen ohne Angabe von Gründen festgenommen, darunter der 23-jährige Rechtsreferendar Klaus Bastian. Sein Vergehen: Er hatte an der Universität München einen marxistischen Studentenklub gegründet.
„In der Früh um vier Uhr hat es geläutet bei mir, in der Kurfürstenstraße 41, wo ich damals gewohnt habe, eine Studentenwohnung. Und da sehe ich also, wie ich aufwache, vor den beiden Fenstern zwei Landespolizisten mit aufgepflanztem Bajonett. Und ein Kriminalbeamter kam und sagte, ich soll mitkommen.“
Die Gefängnisse waren bald überfüllt, der Strafvollzug durch die Massenverhaftungen völlig überlastet. Am 13. März wies Adolf Wagner, er war inzwischen bayerischer Staatskommissar des Inneren, auf die Möglichkeit hin, die politischen Häftlinge an anderen Orten unterzubringen.
„Ich empfehle, sie in irgendein leerstehendes Gemäuer zu sperren und sich nicht darum zu kümmern, ob sie den Unbilden der Witterung ausgesetzt sind.“
Das erste deutsche Konzentrationslager als Ort der Internierung und des Terrors entstand auf dem Gelände einer stillgelegten Munitionsfabrik am Rande von Dachau. Als provisorische Unterkunft war das verwaiste Verwaltungsgebäude vorgesehen. Am 22. März wurden die ersten 150 sogenannten Schutzhäftlinge dorthin gebracht.
„Wir wurden auf einen Lastwagen verfrachtet, und vor Greifenberg – da ist ein Waldstück – hat die Begleitmannschaft, SA, erklärt, sie sollen hinuntergehen. Und da fielen schon die ersten Schüsse. Da haben sie also einige, die ich nicht kannte, dann schon erledigt. Wir kamen nach Dachau, wir wussten nicht warum und gar nichts. Es hat niemand bekannt gegeben, warum man verhaftet ist, aber es hieß halt Schutzhaft.“
Klaus Bastian erhielt die Häftlingsnummer 1. Dachau wurde zu einem Ort des Schreckens, das neu errichtete Lager zum Modell-KZ: Der Hochspannungszaun und die Wachtürme, die Anordnung der Gebäude, das brutale Regiment der SS sowie die rücksichtslose Ausbeutung der Häftlinge als billige Arbeitskräfte dienten allen späteren Konzentrationslagern als Vorbild. SS-Oberführer von Malsen-Ponickau stimmte seine Truppe in einer nächtlichen Ansprache auf den Umgang mit den Gefangenen ein:
„Wer hier von den Kameraden kein Blut sehen kann, passt nicht zu uns und soll austreten. Je mehr wir von diesen Schweinehunden niederknallen, desto weniger brauchen wir füttern.“
Bis zur Befreiung am 29. April 1945 zählte das Konzentrationslager Dachau über 200.000 Häftlinge. Die offizielle Totenliste verzeichnet mehr als 31.000 Personen. Nicht aufgeführt sind die Namen unzähliger Inhaftierter, die auf „Invalidentransport“ geschickt und vergast wurden, sowie Tausende russischer Kriegsgefangener, die die SS unweit des KZs auf einem Schießplatz ermordete.” Deutschlandfunk.de