Anaxagoras gilt als einer der ersten Vertreter einer Verschmelzung der Theologie mit Kosmologie und Ontologie (Lehre vom Sein), dem „Rückzug der Götter“. „Das vormals Heilige oder Göttliche gerät in den Sog eines welterklärenden Logos und eines lebensgestaltenden Ethos, die beide ihre eigenen Wege gehen und ihren eigenen Gesetzen folgen.
Anaxagoras, der aus Kleinasien nach Athen zieht und dort um das Jahr 450 vor Christus wirkt. Er spricht statt von «Logos» wie Heraklit von «Nous» (Geist) und sieht ihn nicht nur bei der Entstehung der Welt am Werk, sondern auch bei deren zielgerichteten Steuerung. Er ist damit der früheste Vertreter des «Intelligenten Design», der Idee, dass die Schöpfung programmiert ist auf Höherentwicklung. «Der Geist», lehrt Anaxagoras, «ist nicht nur Ursache der kosmischen Bewegungen, er hat auch alles geplant und arrangiert.»
Neben den vermischten Stoff stellte Anaxagoras als eine Art zweites Prinzip einen unpersönlichen Weltgeist (Nous), der in Bewegung gesetzt und getrennt habe, was vordem zusammenruhte. In dem betreffenden Fragment B 12 heißt es dazu:
„Der Geist ist als einziges mit keiner anderen Sache vermischt, daher existiert nur er für sich selbst. Er ist unendlich und herrscht selbständig. Er ist die feinste und reinste von allen Sachen, hat von allem Kenntnis und besitzt die größte Kraft. Der Geist ist nicht nur Ursache der kosmischen Kreisbewegung, er hat auch alles geplant und arrangiert.[