„Von allem habe er die Ursache wissen wollen, erinnert sich später seine Schwester. Das zwölfjährige Wunderkind – geboren 1623 in Clermont-Ferrand im Herzen Frankreichs, aufgewachsen in Paris – begründet mit ein paar einfachen Stäben und Ringen die Lehrsätze des Euklid neu. Mit 16 Jahren schreibt er eine Abhandlung über Kegelschnitte, die als bedeutendste seit der Antike gilt. Mit 18 erfindet er eine Rechenmaschine, die ihn in ganz Europa berühmt macht.
Doch am meisten fasziniert den universal begabten und interessierten Wissenschaftler das rätselhafte Wesen Mensch, sein Platz in der Schöpfung. Was ist er denn schon, dieser vergängliche Erdenwurm, verloren in der Weite des Alls, ein erbärmliches Ende vor Augen, «mit einigen Schaufeln Erde über dem Kopf», fragt Pascal, und gibt selbst die Antwort: «Nur ein Schilfrohr, das Zerbrechlichste in der Welt – aber ein Schilfrohr, das denkt.»
In der Nacht des 23. November 1654 bricht eine Erfahrung über ihn herein, die sein ganzes Leben verändert: eine religiöse Erweckung. Pascal notiert sein Erlebnis auf einem Zettel, den er – im Rockfutter eingenäht – ständig bei sich trägt: «Von ungefähr abends zehneinhalb bis ungefähr eine halbe Stunde nach Mitternacht: Feuer. Gott Abrahams, Gott Isaaks, Gott Jakobs, nicht der Philosophen und der Gelehrten. Gewissheit, Empfinden. Freude. Friede. Gott Jesu Christi.»
Pascal verabschiedet sich vom staubtrockenen Gott der Philosophie, um den lebendigen Gott des Glaubens zu entdecken. Dabei ist er ein sehr moderner Christ, weil er zum Glauben nicht über ein Dogma, sondern über seine skeptische Welterfahrung kommt – und weil er das Problem auszuhalten sucht, dass vieles nicht vollkommene Abwesenheit noch eine eindeutige Anwesenheit» einer Gottheit erkennen, «wohl aber die Gegenwart eines verborgenen Gottes».In messerscharfen Gedankengängen bemüht sich der Mathematiker, seinen Zeitgenossen nachzuweisen, dass der Glaube vernünftig, sinnvoll, ja sogar notwendig ist. Pascal gehört zu den frühen Pionieren einer Versöhnung zwischen Denken und Glauben. Er nennt eine Religion «lächerlich», die gegen die Grundforderungen der Vernunft verstossen wollte.
Obwohl Pascal zusehends wegen einer Krankheit schwächer wird, verzichtet er auf jede Unterstützung, nimmt einen bettelarmen Kranken zu sich, den er liebevoll pflegt. Im Jahr seines Todes noch gründet er – ganz der Feuerkopf mit brennendem Interesse an allen technischen Neuerungen – die erste Pariser Omnibuslinie, gezogen von Pferden. Das gemeinnützige Unternehmen gilt heutigen Forschern als erste Aktiengesellschaft Europas…..Am 19. August 1662 stirbt Blaise Pascal im Alter von 39 Jahren. «Möge Gott mich nie verlassen», sollen seine letzten Worte gewesen sein.“ www.jesus.ch/themen/peopl…risiko_und_abenteuer.html