Jesus oder Barabbas? Mao

Noch immer gilt Mao Zedong seinen Landsleuten, aber auch vielen Menschen im Westen als großer Revolutionär und Philosoph. Die chinesische KP ehrt ihren Gründer als bedeutenden Staatsmann. Dabei hat Mao mehr Menschen umgebracht als Hitler und Stalin.

By Unknown photographer, Public Domain, Mao nach dem Ende des langen Marsches

Man sprach von ihm als dem “Leuchtturm des Weltgeistes” (Frankreichs Präsident Valéry Giscard d’Estaing), vom “Herz und Motor Chinas” (ehemaliger CSU-Vorsitzender Franz Josef Strauß) oder vom “Titan unserer Zeit” (US-Außenminister Henry Kissinger).
Eine ganze Generation sah in dem »Großen Vorsitzenden« einen Helden des sogenannten antiimperialistischen Befreiungskampfes. Während der Demonstrationen gegen den Vietnam-Krieg der Amerikaner zogen Hunderttausende unter dem Banner Maos durch die Straßen westlicher Metropolen und skandierten Verse aus der Mao-Bibel, einer Sammlung seiner oft zynischen historischen Aussprüche und Aphorismen. Mao wurde zum großen Anführer einer permanenten Revolution stilisiert – angeblich unkompromittierbar und durch keinen Sachzwang von seinem leuchtenden Pfad abzubringen. Spätestens mit Andy Warhols farbigen Mao-Drucken stieg er sogar zur Pop-Ikone auf – und ist es bis heute geblieben.

By Thylacin – Own work, CC BY-SA 3.0, Chinesische Revolutionskunt in der Küche, Übersee-Museum, Bremen,


Die Rede ist von Mao Zedong. Eine Biographie der Chinsesin Jung Chang räumt auf mit dem Image des großen Staatsmanns und Philosophen. Tatsächlich war er der größte Schlächter der Geschichte.

Sein Leben ist ein einzigartiges Beispiel dafür, was geschieht, wenn ein Mensch von der Sucht nach Macht besessen sich selbst zum Gott erhebt.

Von 1949 bis 1976 regierte er ganz China und damit gut ein Fünftel der Weltbevölkerung. Fast jede Familie in China hatte Opfer seines Regimes zu beklagen, eine ganze Nation stürzte er ins Chaos. Er riet Chruschtschow dazu, den Westen herauszufordern. Auch wenn durch einen Atomkrieg ein Großteil der Welt vernichtet würde. Wenigsten sei dann “der Imperialismus ausgelöscht und die ganze Welt sozialistisch.”

Auf dem Weg zur Macht war ihm jedes Mittel recht. 1930 griff er im Auftrag der Sowjetunion die chinesische Stadt Changsha an. Ihm machte es dabei nichts aus, daß sich seine Frau und ihre drei Kinder darin aufhielten. Sie wurde während der Militäraktion von Soldaten erschossen. Genossen, die ihm unbequem waren, ließ er liquidieren. Seine Staatsfinanzen kamen zum großen Teil aus dem Drogenhandel.

Im Bürgerkrieg gegen Chiang Kai-shek zogen Maos Soldaten mordend durchs Land. Menschen, die als Großgrundbesitzer galten, wurden geschlagen, in Salzwasser ertränkt, mit heißem Öl überschüttet oder gesteinigt.

Er selbst lebte in Luxus und Perversion. Tausende Frauen wurden durch ihn missbraucht. Im Koreakrieg bediente er sich der “Taktik der Menschenwelle”. Dabei ließ er die feindlichen Truppen so lange gegen seine Armee anrennen, bis diesen die Munition ausging. Menschen hatte er ja genug.

Ende der fünfziger Jahre startete er die Kampagne “Großer Sprung nach vorn”. Mit dieser Kampagne wollte er die Stahlproduktion Großbritanniens in 15 Jahren einholen und überholen. Dazu ließ er dann unter anderem Bauern ihre Töpfe und Woks zur Stahlgewinnung abgeben. Die Folge waren Hunger und Kannibalismus . Wer in Verdacht stand, Getreide zurückzuhalten wurde grausam umgebracht. Einige wickelte man in Ochsenhaut ein, die man vorher mit Blut bestrichen hatte, die sich beim Trocknen zusammenzieht. Wenn man sie nach Stunden oder Tage auswickelte, zog sich die Haut der Opfer mit ab.

Ein weiteres Experiment war 1966 die “Große Proletarische Kulturrevolution”. Lehrer wurden öffentlich erniedrigt, in Peking wurde eine 50-jährige Rektorin von ihren Schülerinnen mit kochendem Wasser übergossen und mit Gürteln ausgepeitscht. Die totale Überwachung und das Spitzelwesen zerstörte Familien und Freundschaften. Die Stadt Nanning, die sich ihm widersetzte, ließ er mit Napalm bombardiern.

Quelle:  Klaus Wiegrefe, in Der Spiegel, Nr 40 / 1.10.05, S. 130-142,

Die Biographen sind sich einig. Sein entscheidendes Motiv war die Gier nach Macht.

Doch was machen wir Menschen? Wir feiern Massenmörder als große Philosphen! Wir wollen betrogen werden. So wie die grölende Menschenmenge am Kreuz nach dem Mörder Barabbas rief und Jesus verwarf, so ist es auch heute. Wie widerlich handeln manchmal die Menschen, die wir bewundern. Man setzt die Hoffnung in die Versprechen machtgieriger Menschen oder man macht sich, wie Mao, selbst zum Gott. Und diejenigen, die den verehren, der gesagt hat, ich lasse mein Leben für euch, die verachten wir, weil sie einfältig seien und nicht das mitmachen, was alle tun.

Ihr aber habt den Heiligen und Gerechten verleugnet und gebeten, daß euch ein Mann, der ein Mörder war, geschenkt würde; den Urheber des Lebens aber habt ihr getötet, welchen Gott aus den Toten auferweckt hat, wovon wir Zeugen sind.

Apostelgeschichte 3,14-15