Fronto als Quelle der antichristlichen Polemik
Fronto (ca. 100 – 170 n. Chr.) war einer der gebildetsten Männer seiner Zeit, Konsul und Lehrer des späteren Kaisers Marcus Aurelius.
Er verfasste eine heute **verlorene Schrift „Περὶ Χριστιανῶν“ – De Christianis („Über die Christen“) **,
aus der Minucius Felix in seinem Werk Octavius (um 200 n. Chr.) zitiert oder stark inspiriert wurde.
- Überlieferte Passage (indirekt in Minucius Felix, Octavius 9)
Die römische Figur Caecilius Natalis spricht dort in einer Rede, die sich auf Frontos Argumente stützt.
Hier der wahrscheinlich von Fronto stammende Abschnitt in lateinischer und deutscher Fassung:
Latein (nach Minucius Felix, Octavius 9,2–6):
Homines per flagitia invisi, coetus nocturnos celebrant, pactum foedus et coniurationem scelestam sacris vocibus appellant, qui ne die quidem tuto convenire possint.
… Ad extremum publice se invicem amant, promiscuum tamen amorem habent; pudicitia nulla, conjugia incerta; et infantum caedes atque epulae ex eorum corporibus…
… Denique contemnunt tormenta et mortem, quae sunt apud nos poenae, ut gloriam sibi putent mori pro isto errore.
Deutsche Übersetzung (sinngemäß):
„Menschen, die wegen ihrer Verbrechen verhasst sind, halten nächtliche Zusammenkünfte ab, nennen ihren schändlichen Bund einen heiligen Bund,
können sich nicht einmal am Tage ohne Gefahr versammeln.
… Am Ende behaupten sie, sich gegenseitig zu lieben, doch ist ihre Liebe zügellos; sie kennen keine Scham, keine festen Ehen;
sie morden Kinder und schmausen von ihrem Fleisch …
Schließlich verachten sie die Folter und den Tod, die bei uns Strafen sind,
und halten es für Ruhm, für diesen Irrtum zu sterben.“
- Bedeutung
Hier zeigt sich klar:
Fronto (über Caecilius) hasst die Christen: Er wirft ihnen Aberglauben, Unmoral und Grausamkeit vor.
Gleichzeitig erkennt er an, dass sie den Tod nicht fürchten, ja, ihn als Ehre ansehen.
Das ist der klassische römische Widerspruch:
Abscheu vor dem Glauben, aber Achtung vor der Standhaftigkeit.
- Bestätigung durch andere Quellen
Tertullian (Apologeticum 5) bestätigt, dass Fronto eine Schrift contra Christianos verfasst hatte:
„Fronto quoque parens et magister tuus in hoc Christianae nominis insectatione versatus est.“
(„Auch dein Lehrer Fronto hat sich in der Verfolgung des christlichen Namens hervorgetan.“)
Lactantius (Divinae Institutiones 5,3) nennt Fronto ausdrücklich einen „calumniator Christorum“ (Verleumder der Christen).
- Fazit
Marcus Cornelius Fronto gilt als der erste römische Intellektuelle, der systematisch gegen die Christen polemisierte.
In den Fragmenten, die über Minucius Felix erhalten sind, zeigt sich sein Spott – aber auch sein unfreiwilliger Respekt:„Sie verachten die Folter und den Tod,
und halten es für Ruhm, für ihren Irrtum zu sterben.“