27. September 1905: Albert Einstein veröffentlicht die Relativitätstheorie

1905 formulierte Albert Einstein seine spezielle Relativitätstheorie.

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U . a. wird in dieser ausgesagt, daß es keinen absolut starren Körper in strengem Sinne gibt und die Länge der wirklichen Körper von ihrer Geschwindigkeit abhängt. Je schneller z. B. ein Maßstab bewegt wird, desto mehr verkürzt er sich. Analoges gilt auch für die Zeit.

Der Gang einer Uhr beispielsweise hängt von der Geschwindigkeit ab. Je schneller also die Uhr bewegt wird, desto langsamer läuft sie, verstreicht sozusagen die Zeit.
Bei Lichtgeschwindigkeit, die ein Körper mit Ruhemasse allerdings nicht erreichen kann*, kommt sie überhaupt zum absoluten Stillstand. An einem einfachen Beispiel demonstriert, heißt dies: Wenn ich im Auto mit einer Geschwindigkeit von 100 km/h fahre, so verkürzt sich die Länge des Wagens, und der Zeiger meiner Armbanduhr bewegt sich langsamer; bei solchen Geschwindigkeiten allerdings in Größenordnungen, die auch mit genauesten Instrumenten unmöglich zu messen sind.
Meßbar werden diese Veränderungen erst, wenn man sich der Geschwindigkeit des Lichtes nähert. Wir zitieren hier ein Beispiel des Physikers Pascual Jordan, das die erwähnten Absonderlichkeiten sehr gut illustriert.

„Man denke sich, daß ein Raumschiff von der Erde aus in den Weltraum hineinfährt mit einer ungeheuren Geschwindigkeit, fast gleich derjenigen des Lichtes. Dann kann es — die Fahrgeschwindigkeit muß nur groß genug (nämlich 0,05 °/ 0 0 weniger als die Lichtgeschwindigkeit) sein — passieren, daß die Besatzung nach einjähriger Fahrt zur Erde zurückkehrt: Ihre im Raumschiff mitgenommenen Uhren haben gerade die Zeit von einem Jahre abgemessen, ihre für ein Jahr mitgenommenen Lebensmittel sind gerade verbraucht, und ihre Haare sind gerade so viel grauer geworden, wie man das nach den Strapazen einer einjährigen Weltraumreise erwarten muß. Aber auf der Erde angekommen, findet die Besatzung, daß dort inzwischen die Menschheit um 100 Jahre älter geworden ist.”
Weiter sagt Pascual Jordan: „Das sind sehr merkwürdige Behauptungen, und unser vom Gewohnten allzu schwer loskommendes Denken ist zunächst leicht geneigt, hierin einen vollkommenen Widerspruch zu sehen.

Alle diese Behauptungen bilden ein in sich geschlossenes und widerspruchsfreies, logisches System, und zwar ein System, das nicht der Phantasie entstammt, sondern sich auf die unumstößlichen Tatsachen experimenteller Erfahrung gründet.”

Wir haben gesehen, daß eine konsequente Verfolgung der von Einstein entwickelten Vorstellungen zu Ereignissen führt, die erheblich von unserem gewohnten Denken abweichen und zunächst widersinnig erscheinen. Wir müssen uns aber an solche Umgestaltung unseres naturwissenschaftlichen Denk- und Vorstellungsvermögens gewöhnen, weil die Relativitätstheorie sich auf unumstößliche Tatsachen experimenteller Erfahrung gründet. Die Natur richtet sich eben nicht nach unseren Denkgewohnheiten, sondern wir müssen unsere Vorstellungen der Natur anpassen. Es ist oft nicht leicht, sich von der gewohnten menschlichenAnschauung zu lösen, und wir können deshalb in der Schule diesen Schritt nur zu einem kleinen Teil vollziehen. Eine gründliche Kritik der vorliegenden Erfahrungen zeigt immer wieder, daß die menschliche Anschauung sehr begrenzt ist und leicht in die Irre führt.

Wenn dies nun für meßbare und sichtbare Realitäten zutrifft, wieviel mehr gilt das für unsichtbare Wirklichkeiten! Als der Herr Jesus einmal mit einem Intellektuellen sprach, erklärte er ihm:

„Glaubet ihr nicht, wenn ich euch von irdischen Dingen sage, wie werdet ihr glauben, wenn ich euch von den himmlischen Dingen sagen werde?” (

Johannes 3, 12


Die Natur richtet sich eben nicht nach unseren Denkgewohnheiten. Gott noch viel weniger. Er paßt in keines unserer Denkschemen.

„Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege, spricht der Herr, sondern so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken” (

Jesaja. 55, 8. 9


Bezeichnenderweise schrieb Werner Heisenberg:

„Schon der bloße Versuch, von den Elementarteilchen ein Bild zu entwerfen und von ihnen in bildlichen Begriffen zu denken, bedeutet, sie total falsch zu interpretieren.”


Die modernen Physiker scheinen dem zweiten Gebot zu gehorchen:

„Du sollst dir kein Bildnis machen” —
weder von Göttern noch Protonen,

Arthur Koestler.

Wenn schon die bildliche Interpretation von Elementarteilchen zu hoffnungslosem Scheitern verurteilt ist, wie sinnlos erst der Versuch, den lebendigen Gott in unsere Vorstellungswelt zu zwängen, nachdem wir schon bei den sichtbaren Realitäten kapitulieren müssen. Es muß einfach zu völlig falschen Begriffen führen. Das zweite Gebot erhält durch die moderne Physik eine ausgesprochene wissenschaftliche Dimension, wenn man dies so formulieren darf.

„Weil die Welt durch ihre Weisheit Gott in seiner Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott wohl, durch törichte Predigt zu retten, die daran glauben”

(1. Kor. 1, 21).

Alexander Seibel