Ozzy Ossbourne ist tot

Die Bildzeitung mit einem schnellen Nachruf auf den Mann, der auch meine Teenager-Jahre beeinflusst und beschallt hat.
Die Dunkelheit möge im Dunkeln bleiben. Diese gar zu verherrlichen ist unangebracht. Am Ende muss sie ohnehin dem Licht weichen.

“Ozzy Osbourne ist tot. Der „Prince of Darkness“, der „Fürst der Finsternis“ – wie ihn Millionen nannten – hat die Bühne des Lebens für immer verlassen. Er wurde 76 Jahre alt und hinterlässt so viel Geschichte.
Viele, die nichts mit seiner Musik am Hut haben, kennen ihn durch den Fledermaus-Zwischenfall. 1982 biss er einem Tier, das er für eine Attrappe hielt, bei einem Konzert den Kopf ab. Später wurde der Black-Sabbath-Gigant als Reality-TV-Star zu einer Parodie seiner selbst. 2002 eroberte die Heavy-Metal-Legende mit ihrem Superhit „Dreamer“ in ruhigen, aber bombastischen Tönen noch einmal die Herzen der Welt. Nicht nur die Altrocker liebten ihn bis zum Schluss.
Geboren wurde „Ozzy“ als „John Michael Osbourne“ in den grauen Arbeitervierteln Birminghams. Den Spitznamen bekam er in der Schule verpasst. Er jobbte als 15 Jahre alter Schulabbrecher u. a. auf Schlachthöfen. Auch mit dem Knast machte er Erfahrung, saß nach einem Einbruch einmal für zwei Monate ein.
Es war kein Ort für Träume – aber er hatte einen. Nachdem der Brite 1963 den Beatles-Hit „She loves you“ gehört hatte, war ihm klar: Musik soll es sein in der Zukunft. Und als er 1969 mit Black Sabbath die Musik-Welt verdunkelte, war es, als würde ein Sturm die Sonne ausknipsen. „Paranoid“, „Iron Man“, „War Pigs“ – Lieder wie Hammerschläge gegen die heile Welt der Hippies. Plötzlich bekam der Wahnsinn einen Sound. Und Ozzy war seine Stimme.
Er sang nicht. Er brüllte, bettelte, klagte, heulte. Seine Musik war Schmerz und Erlösung zugleich. Und doch war da dieser tiefe Humor, diese Selbstironie. Der Fürst aus der Finsternis konnte auch liebevoll mit seiner Sharon frühstücken und mit seinen Kindern über ihre Tattoos oder das Kiffen lachen.
Sein Leben war ein Tanz auf dem Vulkan – barfuß, mit geschlossenen Augen. Drogen. Alkohol. Abstürze. Black-Sabbath-Ausstieg 1978. Comebacks. Noch ein Absturz. Noch ein Comeback. Er war irgendwie unkaputtbar. Ozzy war mehr als ein Rockstar. Er war ein Kulturgut, ein Mythos, ein wandelnder Widerspruch. Brutal ehrlich, hoffnungslos, zerbrechlich und trotzdem irgendwie immer da.
In seiner Reality-Show „The Osbournes“ sahen wir einen anderen Ozzy. Den verwirrten, liebevollen, manchmal hilflosen Vater. Einen Mann, der lieber mit seinen Hunden sprach als mit der Presse. Der nie ein Blatt vor den Mund nahm, aber oft seine Zunge suchte.

Seine letzte Zeit war schwer. Parkinson. Stürze. Operationen. Und trotzdem – bis zuletzt kündigte er Auftritte an, plante Alben. „Ich gehe erst, wenn man mich rausträgt“, sagte er einmal. Jetzt hat ihn das Leben hinausgetragen. Still. Leise. Fast schüchtern.
Seine Musik wird bleiben. Seine Stimme wird nie ganz verstummen. Wenn irgendwo ein Kind eine E-Gitarre in die Hand nimmt und den Verstärker aufdreht, ist Ozzy da. Er lebt in seinen Songs weiter. Seine Frau Sharon, seine Kinder – sie verlieren den Menschen hinter der Legende. Und die Fans, die ihm über all die Jahre und Eskapaden die Treue gehalten haben? Sie verlieren einen Teil ihrer Jugend, ein Stück Rebellion, einen Freund, den man nie oder nur aus der Ferne auf einer Bühne getroffen hat. Aber irgendwo hatte man das Gefühl, ihn zu kennen.
Der Rockstar Ozzy war ein Schatten, aus dem Licht wurde. Am 5. Juli hatte er noch ein letztes Mal ALLES gegeben. In seiner Heimat, da, wo alles begann, in Birmingham, sang er zum letzten Mal mit seinen treuen Band-Jungs der wilden Jahre die berührenden Zeilen „Mama, I’m coming home“. Natürlich auch den Mega-Hit „Paranoid“. Tränen im Stadion bei Tausenden. Ein Abschied, der ihn wohl selbst zum Schmunzeln gebracht hätte …”