6. März 1525: Menschenrechte in Memmingen

1525 – Während des Bauernkrieges versammeln sich in Memmingen oberschwäbische Bauern und schließen sich zur Christlichen Vereinigung zusammen. In Laufe ihrer Beratungen formulieren sie im März ihre Forderungen an die Obrigkeit («Zwölf Artikel»). Die Schrift gilt als eine der frühesten Formulierungen von Grund- und Menschenrechten in Europa. (Welt.de)

Um 1500 erlebte Europa einen Höhepunkt an Religiosität. Seinerzeit war es unvorstellbar, nicht an Gott zu glauben. Daher schrieb man in die „Zwölf Artikel“ auch, dass man Forderungen zurücknähme, sollten sie nicht in Einklang mit der Bibel zu bringen sein. An dieser Stelle lässt sich auch festmachen, dass die „Zwölf Artikel“ kein revolutionäres Programm darstellten, also die Verhältnisse nicht umstürzen wollten. In ihnen steht: „Damit ergibt sich aus der Schrift, dass wir frei sind und das wollen wir sein. Aber nicht, dass wir ganz und gar frei sein und keine Obrigkeit haben wollen, das lehrt uns Gott nicht.“ Sie wurden in einer für damals unvorstellbar hohen Auflage von gut 25.000 Stück an 25 Orten gedruckt. Sie dürften derart erfolgreich gewesen sein, weil sie nicht zu spezifisch auf die Situation der Bauern in einzelnen Regionen abhoben, sondern mit dem Pochen auf die individuelle Menschenwürde Allgemeingültigkeit ausstrahlten. So sprachen sie vielen Menschen – nicht nur Bauern – aus dem Herzen. Jedenfalls ist Memmingen ein zentraler Ort für die Geschichte der Freiheit. Hier gab es 1525 mit den „Zwölf Artikeln“ die erste schriftliche Formulierung von Freiheitsrechten in Bezug auf die einzelne Person und auf Basis des christlichen Menschenbildes. Christoph Engelhard (Stadtarchivar in Memmingen)/KNA

Seit Jahren sind wir allerdings wieder auf dem Weg, diese hart umkämpften und von Gott geschenkten Werte zu verlieren. Leider merken wir es kaum.