1. Clemensbrief

Der erste Clemensbrief wurde zeitweise bis ins 5. Jahrhundert in einigen Gemeinden in Gottesdiensten verlesen, so etwa um 170 n. Chr. regelmäßig im Sonntagsgottesdienst in Korinth, aber auch anderswo. Die Syrische Kirche rechnete ihn zur Heiligen Schrift. In den anderen Regionen erreichte er jedoch kein kanonisches Ansehen. Seine Frühdatierung hat großen Einfluss auf die zeitliche Einordnung der Texte des Neuen Testaments, die er benutzt.

Der 1. Clemensbrief ist ein echter Brief, kein literarischer Kunstbrief. Anlass waren massive Streitigkeiten in der Gemeinde in Korinth.

Die Gemeinde in Rom beansprucht für sich einen besonderen Rechts- oder Autoritätstitel. Der Brief nennt nicht Clemens als Absender, sondern „die Kirche Gottes, die in Rom weilt“. Der Brief wäre demnach ein Gemeindebrief, nicht der Brief einer Einzelperson. Er wird in der Tradition namentlich einem Clemens zugeschrieben. Es ist ein Brief der Gemeinde in Rom an die Gemeinde in Korinth. 

Clemens I. war der dritte Nachfolge von Petrus als Bischof von Rom. Laut Irenäus hatte Clemens noch Kontakt mit den Aposteln.

Der Brief selbst trägt kein Datum. Der Entstehungszeitpunkt wird „um oder kurz vor 100 n.Chr.“ angenommen.] Unter Hinweis auf die im Brief beschriebenen Drangsale, die Schlag auf Schlag erfolgten, könnte an die – nunmehr bereits zurückliegende? – Verfolgungswelle am Ende der Regierungszeit von Kaiser Domitian gedacht werden;[9] demnach wäre der Brief um 96 entstanden.

Der umfangreiche Brief wird eingeteilt in 65 Kapitel. Er besteht aus einer Einleitung in Kapitel 1–2, der Hauptteil besteht aus zwei Teilen von 3–36 und 37–58. „In dem ersten größeren wird der Korinthischen Gemeinde das Christentum, wie es ist und sein soll, als Gabe und Aufgabe in fortgesetzten Ermahnungen eindringlichst vorgeführt…, in dem zweiten wird die Entscheidung in Bezug auf die Streitigkeiten in sorgfältigster Weise vorbereitet, begründet, formuliert und in ihren Konsequenzen ausgeführt“. Die Kapitel 59–65 bilden den Schluss.