Die Weisheitslehre der Amenemope

Die Weisheitslehre der Amenemope, bei der es sich um ägyptische religiöse Literatur handelt, ähnelt der Weisheitslehre des Salomo, weshalb deren Beziehung viel diskutiert wurde. Insbesondere zu Sprüche 22-23 bestehen Ähnlichkeiten.

Auf bibelwissenscahft.de wird der Text folgendermaßen erklärt und eingeordnet:

Erster Abschnitt: Kapitel 1-10

Das Hauptthema dieses Teiles ist der Schwätzer und sein Gegenstück, der wahre Schweigsame; der „Hitzige“, d.h. der Mann, der zu viel redet. Letzterer wird scharf verurteilt, und als Vorbild wird der „wahre Schweigsame“ vorgestellt, der allein dem Autor nach ein glückliches Ende erreicht.

Kap. 3 so an:

„Entfache keinen Streit mit dem Hitzigen, / und stich ihn nicht mit Worten. / Zögere vor dem Bösen; beuge dich vor dem Gegner; / Beruhige dich vor dem Reden“ (5,10-13).

In Kap. 4 werden zwei Bäume verglichen, die dem Schwätzer und dem Schweigsamen entsprechen: der erste gedeiht und der andere vergeht.

Zweiter Abschnitt: Kapitel 11-20

Gerechtigkeit und Betrug sind die Hauptthemen dieses Teiles.

Kap. 13 fängt so an:

„Betrüge keinen Menschen mit der Feder auf der Buchrolle; / das ist ein Gräuel für den Gott. / Mache keine Zeugenaussage mit falschen Worten, / und verdränge nicht einen anderen mit deiner Zunge“

15,20-16,2.

In demselben Kapitel relativiert der Verfasser sein Verlangen nach Gerechtigkeit durch eine Einladung zur Barmherzigkeit.

Dritter Abschnitt: Kap. 21-30

Die Thematik dieses Teils des Buches ist breiter gestreut als die der zwei anderen. Der Verfasser behandelt in Kap. 23 das Verhalten bei Tisch, wenn man von einem Ranghöheren eingeladen wird. Hauptthema aber ist die Achtung vor dem Schwachen.

Kap. 25 fängt so an:

„Lache nicht über einen Blinden und verspotte nicht einen Zwerg / und verschlimmere nicht den Zustand eines Lahmen“ (24,9-10); in Kap. 26 heißt es: „Reiche einem Alten, der von Bier gesättigt ist, die Hand, / ehre ihn in seinen Kindern“ (25,8-9), und am Ende von Kap. 28: „Gott liebt, dass man einen Armen ehrt, / mehr als einen Vornehmen zu verehren“ .

(26,13-14

Sprache

Die Sprache der „Lehre des Amenemope“ ist neuägyptisch, die ab dem 15. Jahrh. v. Chr. gesprochen wurde. 

 Datierung

Der Text liefert keinen Anhaltspunkt für eine genaue Datierung. Anspielungen auf die Lehre des Ani (aus der 19. Dynastie) und Eigenheiten der Sprache des Textes zeigen, dass er später als diese „Lehre“ verfasst ist. Der Papyrus BM 10474 und die Mehrzahl der anderen Textzeugen stammen aus der Saiten- oder Perserzeit (672-404 v. Chr.), der fragmentarische Papyrus Stockholm MM 18416 dagegen kommt aus der Zeit der 21. oder 22. Dynastie (1069-715 v. Chr.).

Zitiert und Gekürzt aus bibelwissenschaft.de , Vincent Pierre-Michel Laisney, (erstellt: November 2009),

Beziehung zur Bibel

Insbesondere zu Sprüche 22,17-23,11 bestehen Parallelen. Das Besondere an Spr 22,17-23,11 ist, dass viele Verse eine Entsprechung im ägyptischen Text haben. Bei der Synapse ist aber zu beachten, dass der Text der Sprüche bei der gewählten Interpretation bereits von einer Abhängigkeit von Amenemope ausgeht. Man darf die Ähnlichkeit der Texte daher nicht überinterpretieren, zumal die Themen auch Allgemeingut sind.

Verhältnis zur Bibel 

Es gibt verschiedene Hypothesen, die die Ähnlichkeiten der beiden Texte erklären wollen: 1. beide haben eine gemeinsame ältere Quelle; 2. sie benutzen den gemeinsamen orientalischen Weisheitsfundus; 3. der biblische Text ist der ältere und Amenemope eine Erweiterung; 4. der ägyptische Text ist eine literarische Quelle von Spr 22,17-23,11

Die meisten Ausleger gehen davon aus, dass der biblische Text der ägyptischen Weisheitslehre entnommen wurde. Dies wird insbesodnere damit begründet, dass der ägyptische Text älter ist, als der biblische Text. Damit würde die Bibel ägyptische Weisheitslehre adaptieren und in einen religiösen Zusammenhang mit JHWH stellen.

Dieser Zusammenhang ist aber weder zwingend noch logisch. Die Israeliten haben eine lange Zeit in Ägypten verbracht. Sind die Qullen der Weisheitslehre älter als die Niederschrift durch Agur oder Salomo, dies wird in Sprüche 22,20 ausdrücklich behauptet, dann sind diese möglicherwiese in Ägypten entstanden. Von dort hat sich die Weisheitslehre auch in Ägypten verbreitet und wurde durch die Wiesen der damaligen Welt (teilweise) übernommen. Dafür spricht beispielsweise, dass Amenemope in Kapitel 19,11 „in der Hand des Gottes“ nennt, also nur von einem Gott spricht, eine Lehre die den Ägyptern völlig fremd war.