Woody Allen und sein trauriges Leben

Er sei ein „strikter Atheist“, sagte Allen. Viele hätten vergeblich versucht, ihn vom Gegenteil zu überzeugen – auch der Evangelist Billy Graham, mit dem Allen einst in einer Talkshow über den Glauben debattierte. Graham habe gesagt: Selbst „wenn es keinen Gott gibt, werde ich trotzdem das bessere Leben gehabt haben, weil ich glücklicher mit meinem Glauben war“. Damit habe er wohl recht gehabt, meint Allen in einem Interview, das die Süddeutsche Zeitung am Donnerstag veröffentlichte.
Er führe ein „trauriges Leben ohne Hoffnung, furchterregend und düster, ohne Ziel oder jegliche Bedeutung“. Menschen würden ohne Grund geboren, die Menschheit werde alle hundert Jahre ausgetauscht und irgendwann gebe es auch das Universum nicht mehr. „Ich wünschte, ich läge falsch“, sagt der Regisseur über seine Weltsicht.
Auch der Gedanke, dass seine Filme ihn überdauern werden, bedeute Allen nicht viel. „Was immer wir tun zu Lebzeiten, ist am Ende eine sinnlose Illusion, weil nichts von Bestand sein wird. Gar nichts.“
Das sage ihm der gesunde Menschenverstand. Das Universum sei nur zufällig entstanden und werde „wieder ins Nichts verschwinden“. Dass er Filme drehe, lenke ihn von diesen wenig erbaulichen Gedanken ab. Das gehöre zu seinem Überlebenstrieb. Zu Hause versuche er sogar, Optimismus zu verbreiten. Er wünsche sich, dass seine Kinder ihre Zeit genießen.
Wenn seine Frau über die Kürze und Traurigkeit des Lebens klage, sage er ihr, dass „es viel Wundervolles zu erleben gibt“. Aber eigentlich spiele Allen ihr damit etwas vor, gesteht er.